… war vieles anders… doch vieles hat sich auch irgendwie so gar nicht geändert.
Nehmen wir zum Beispiel meine Liebe zur zeitgenössischen Lyrik. Schon mit Anfang 20 habe ich tolle Texte, in denen es vorzugsweise um Liebe geht, geliebt! Ich habe alles aufgesogen, was irgendwie mit schönen und manchmal auch traurigen Gefühlen zu tun hatte.
Heute liebe ich diese Art Sprüche immer noch sehr. Mit dem Unterschied, dass ich heute die Texte nicht nur supergerne lese, sondern sie auch schreibe.
Vor fast 20 Jahren kaufte ich mir diese Büchlein:
Kristiane Allert-Wybranietz gehört für mich (neben Hans Kruppa und Ernst Ferstl) zu DEN zeitgenössischen Lyrikern überhaupt. Was habe ich ihre Texte geliebt! (Ich liebe sie natürlich noch heute). Kennt jemand von euch die Texte?
Die Büchlein damals waren natürlich noch nicht so hübsch aufgemacht, wie heute, aber der Inhalt war wichtig und zählte. Ich weiß nicht, wie oft ich die Bücher zur Hand genommen habe, um darin zu lesen und auch um Texte abzuschreiben, die ich Freunden in Glückwunsch- oder Hochzeitskarten schrieb. Ich schrieb sie auch gerne einfach in meine Tagebücher. Oder in Liebesbriefe, die ich dann meist doch nicht abgegeben habe. Und einmal schrieb ich mir einen Spruch sogar auf meine Adidas-Allround-Turnschuhe! Kein Scherz! 🙂
Und mit Sicherheit hat mich die Liebe zu dem geschriebenen Wort dieser Art bis heute geprägt. Und inspiriert.
Ich werde oft gefragt, ob ich mal einen Schreibkurs oder ähnliches gemacht habe. Nein, das habe ich nicht. Ich habe lediglich immer sehr gerne am Deutsch-Unterricht teilgenommen und hatte dieses Fach auch als Leistungskurs.
Und ich weiß nicht, ob man lernen kann, solche Texte zu schreiben. Vielleicht kann man am Satzaufbau und an der Ausdrucksweise feilen, aber die ganz tiefen Gefühle kommen doch immer nur von innen. Ich zum Beispiel könnte nie „auf Kommando“ Texte dieser Art schreiben. Ich kann zwar anhand eines vorgegebenen Themas Texte formen, doch muss ich dazu in einer bestimmten Stimmung sein. Ich muss Ruhe dafür haben. Ich muss sie fühlen. Sie müssen rauswollen an die Oberfläche. All das, was in mir brodelt, wächst und gedeiht. Und natürlich muss ich die Zeit haben, meine Worte aufzuschreiben.
Klar, ist dies schon ab und zu an Orten und in Situationen passiert, in denen ich gar nicht die Möglichkeit dazu hatte. Zum Beispiel beim Autofahren. Aber ich halte dann schon mal am Straßenrand an, um ein aktuelles Gefühl, einen Gedanken, eine Idee, niederzuschreiben. Würde ich es nicht sofort aufschreiben, so würde ich es sicher nach fünf Minuten bereits wieder vergessen haben.
Und obwohl diese kleinen Büchlein hier direkt im Regal neben meinem Schreibtisch stehen, so habe ich doch schon eine ganze Weile keines mehr von ihnen in die Hand genommen. Deshalb freute ich mich umso mehr, als mich vor ein paar Tagen eine meiner Leserinnen anschrieb und somit Erinnerungen in mir weckte.
Ute schrieb, dass sie gelesen hatte, dass ich die Texte von Kristiane Allert-Wybranietz so toll finde. Sie hat ein wenig bei sich ausgemistet und fragte, ob sie mir ein paar der Bücher vermachen dürfte. Und ob!!
Anfang der Woche kamen sie dann an und ich freue mich SEHR darüber (von hier aus einen lieben Dank an dich, Ute!!):
Aus Copyrightgründen kann ich hier jetzt keine Beispieltexte online stellen, aber eines sei euch gesagt: Die Texte haben für mich auch heute noch den gleichen Stellenwert wie vor 20 Jahren. Ich blätterte ein wenig in den neuen und neuen alten Büchlein und merkte direkt, dass der Sog genauso immens war, wie damals. Und auch heute noch mag ich genau die gleichen Texte gerne, die ich damals in den Büchlein angekreuzt hatte.
Denn auch, wenn sich Gefühle im Laufe der Jahre sicher ändern können, so ändert sich eines doch nie: Das Gefühl, fühlen zu können!
9 Kommentare
Zum Kommentar-Formular springen ↓
Ailis
6. Mai 2010 um 11:24 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ich muss gestehen, die Lyrik kam bei mir immer schon ein bisschen zu kurz, dennoch kann ich den Gedanken an sich gut verstehen. Manche Bücher/Texte/Gedichte sind einfach zeitlos, sie gefallen einem nach Jahren noch. Und wenn du mich fragst, ist das ein Zeichen von besonderer Qualität, denn es ist alles andere als einfach, etwas Zeitloses zu erschaffen!
Ich wünsche dir noch viel Freude mit diesen Büchlein und den besonderen Erinnerungen, die du damit verbindest!
Liebe Grüße,
Ailis
Heike H.
6. Mai 2010 um 14:52 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Kossi,
da triffst du bei mir ja die Faust aufs Auge.
Ich mag diese Autorin ebenfalls sehr und habe einige Bücher von ihr.
In meiner damaligen Schulzeit habe ich sie mir gekauft.
Das muss so in den Jahren 1986/87 gewesen sein.
WAHNSINN!!! Wie lange das her ist!!
Oftmals habe ich neben den Gedichten meine eigenen Gedanken geschrieben.
Wenn ich sie heute lese, kann ich sie auch immer noch nachfühlen, aber muss an manchen Stellen auch etwas schmunzeln.
Nunja, da war ich 15/16 Jahre alt. Das tickte der Kopf halt noch etwas anders.
Ich freue mich, dass dir diese Bücher auch so gut gefallen.
Wie vielen anderen Lesen hier und auch mir, passiert es ständig, dass ich hier einen Kommi schreibe, sende und leider die Rechenaufgabe nicht addiert habe.
Und dann ist der Text weg!!
Gibt es da keinen andere Möglichkeit???
Das würde mich sehr freuen!
Grüssle
Heike H.
Kossi
6. Mai 2010 um 15:04 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
@Heike: Nein, leider gibt es keine Möglichkeit, die Rechenaufgabe zu umgehen. Ich glaub, wenn ich das rausnehmen würde (wenn ich es könnte), würde mein Tagebuch vollgespamt werden. Mir ist es selber in anderen Blogs aber auch schon oft passiert, dass ich die Aufgabe vergass und dann alles weg war. Nachdem mir das so 5 mal passierte, passierte es mir nie wieder 🙂
Katja
6. Mai 2010 um 18:14 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Oh Kossi, eines davon habe ich auch!!! Ich überlege gerade wo sich das versteckt. Aber ich habe es irgendwann mal geschenkt bekommen *grübel*. Ist das ehrlich schon SO lange her das es die gab? Vielen Dank fürs erinnern!
Katja
Jule
6. Mai 2010 um 19:44 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ich kann mich gut an die Texte von K. A-W. erinnern. In meiner Teenagerzeit und auch noch in späteren Jahren habe ich die Texte geliebt und mich sehr verstanden gefühlt. Schön, dass Du es nochmal in Erinnerung gerufen hast.
LG JULE
Tine
6. Mai 2010 um 20:07 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hi Kossi, ich habe auch Bücher dieser Autorin und nun nachgeschaut, ob ich die auf Anhieb finde. Tatsächlich!
„Trotz alledem“ habe ich aufgeblättert und heraus fiel ein Zettel, darauf steht „Erwartungen“ (hatte ich mir abgeschrieben, mir war wohl damals auch so zumute, hin und wieder die „Tilt“-Taste zu drücken). :o)
LG Tine
Nicole.J
7. Mai 2010 um 13:10 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Der Titel Sternengebrüll klingt super interessant 🙂
@Heike: Wenn du dir angewöhnst die Zahl als aller, aller erstes einzugeben, kann dir das nicht mehr passieren… schlaue Rede :-/ aber ist wirklich so!
Reine Trainingssache *daumenhoch*
lg ♥ nicole
Tanja
7. Mai 2010 um 17:53 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hi Kossi, ist echt Wahnsinn, dass vieles was du schreibst, das du in deiner Kindheit/Jugend mochtest, von mir geschrieben sein könnte! Muss wohl am Geburtsjahr liegen.;) Ich habe auch einige Textbücher von Christiane Allert-W. Ich habe sie ebenso wie du geliebt und bestimmt 100 mal gelesen. Ich habe sie verschenkt, ich habe sie in mein Tagebuch geschrieben, weil sie in vielen Situationen so gut gepasst haben. Ich habe zu der Zeit ebenfalls angefangen Gedichte dieser Art zu schreiben. Und du hast Recht, man muss in der richtigen Stimmung sein um so etwas zu schreiben. Mir geht es immer so, dass ich dann ein Gedicht so in eins herunterschreiben kann, wenn ich in der Stimmung bin. Dann ein bisschen dran herumfeilen, noch mal eine Zeit liegenlassen und dann ist es fertig. Das klappt besser, als wenn man sich hinsetzt und unbedingt ein Gedicht schreiben möchte. Schön, dass du diese Erinnerung hier mit uns geteilt hast, so habe ich auch mal wieder an diese alten Bücher gedacht….
LG
Tanja H. aus E.
Heike H.
8. Mai 2010 um 22:01 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
@ Nicole (MOMENT….10+10=20 …….ist notiert….hihi)
Ein guter Tipp!!!
Vielen Dank!!
Ich habe es jetzt zum ersten Mal so gemacht
und hoffe, mich schnell daran zu gewöhnen.
LG
Heike H.