Hanna und Sebastian von Thomas Klugkist 432 Seiten - C. H. Beck ISBN: 3406659608 Meine Bewertung bei Amazon: Kurzbeschreibung lt. amazon.de: In der Hoffnung, ganz zueinander zu finden, schreiben sich Hanna und Sebastian nach einigen traumhaften Tagen in Rom lange und intensive Briefe. Doch das Leben treibt sie auseinander, und das Schreiben wird zu einem exklusiven Raum, in dem sie ihre Liebe so leidenschaftlich, grenzenlos und wahrheitshungrig leben können wie nirgendwo sonst ? und in dem sie einander die Freiheit schenken, die sie dann immer kompromissloser auch in der Wirklichkeit suchen ... Dieser sinnlich-virtuose Roman, eine außergewöhnliche Liebesgeschichte in Briefen, Mails und SMS und das literarische Debüt von Thomas Klugkist, erzählt von einem rückhaltlosen Liebes- und Beziehungsexperiment und entwirft dabei das Bild einer Generation zwischen Lebensplanung und Grenzüberschreitung, den Verführungen des Körpers und der Transzendenz. Meine Empfehlung: "Glauben, wo Wissen nicht möglich ist." "Man schlägt dem Leben nicht die Hand aus, lässt es nicht im Regen und und verschlossener Tür stehen, sondern bittet es herein und nimmt es mit offenen Armen auf." Zitat, Seite 157 [ ... ] "Fast ist es wie mit dem Tod, vor dem man keine Angst haben muss, weil man nie mit ihm zusammenkommt: Solange das Ich ist, ist kein Glück, und wenn das Glück ist, ist das Ich nicht mehr. Man braucht Mut, um glücklich sein zu können ... so viel Mut wie zum Sterben." Zitat, Seite 186 Hanna und Sebastian kennen sich schon sehr lange, doch außer einer gemeinsamen Zeit in Rom haben sie nicht viel Zeit miteinander verbracht. Denn irgendwie haben die äußeren Umstände immer dagegen gesprochen und so halten sie den Kontakt über Jahre hinweg per Brief, per Mail und per SMS. Gelegentliche Telefonate gibt es auch, doch diese haben eher Seltenheitswert. Viel mehr möchte ich über den eigentlich Inhalt dieses Buches schon gar nicht verraten. Denn es würde mir auch sehr schwer fallen. Würde mich nämlich jemand fragen, worum genau es in diesem Buch eigentlich geht, so würde ich antworten: "Es geht um ... Leben!" Und zwar um so viele Facetten des Lebens. Wir erfahren viel von der Vergangenheit der beiden, von ihrer Gegenwart und auch von ihren Zukunftswünschen. Alles ist so komplex und vielschichtig, dass ich das Buch sehr sehr langsam gelesen habe, um die Worte, Sätze und Seiten auf mich wirken zu lassen. Ich habe jedes Wort genossen. Wenngleich ich gestehen muss, dass ich nicht jeden Satz verstanden habe. Aber ich stehe dazu. Der Autor schreibt sehr klug, sehr wissend, sehr intelligent und intellektuell. Das mag nicht für jeden Leser das Richtige sein, denn es handelt sich bei dieser Geschichte nicht um "die schnelle Unterhaltung für zwischendurch" (die ich sonst ja auch sehr liebe). Auf diese Geschichte muss man sich einlassen können, um mitzumachen, um mitzuleben, um mitzuphilosophieren, um mitzudenken, um einfach mitzuleben und zu ERleben. Um alles auszuschöpfen, was die Geschichte in sich verbirgt. Nach den ersten 20 (!) Seiten dieses Buches dachte ich: "Mein Herz hüpft bereits ob der wundervollen Schreibweise. So als hätte der Autor die Geschichte gemalt." Nach 100 Seiten dachte ich: "Es passiert nicht viel, aber das (wort)-gewaltig. Ich mag es. Und genieße es, meine Augen an den Sätzen zu weiden." Nach 200 Seiten dachte ich so viel und hatte das Gefühl, ich müsse das Buch außerhalb des Buches weiterschreiben, weil sich in mir so viele Dinge formten. Weil so viele Dinge geboren wurden, die ich in meinen eigenen Gedanken weitersponn und auf mich projizierte. Ich liebe es ja sehr, wenn Bücher mich zum Nachdenken anregen. Zum Reflektieren auf mein eigenes Leben. Ich mochte das Buch nicht mehr. Weil ich es zu dem Zeitpunkt bereits liebte. Und weil plötzlich so viel passierte. Und das nicht nur wortgewaltig! Sondern auch so richtig schön emotional. So doll, dass ich manchmal sogar wütend wurde. Und manchmal wünschte ich, ich wäre Hanna und Sebastian würde MIR schreiben. Und dann machte mich genau dieser Gedanke wieder wütend, ließ mich aber auch lächeln, weil ich weiß, dass der Autor mich schon längst gepackt hatte und sich von seinen Lesern sicher genau DAS wünscht. Den Leseratten, die meine Rezensionen verfolgen, mag eine solche Aussage von mir bekannt vorkommen, denn ich habe es schon so oft gesagt, wenn ich von "Emmi und Leo" (Gut gegen Nordwind / Alle sieben Wellen - Daniel Glattauer) geschwärmt habe, auf die ich ja nichts kommen lasse und die ich für immer und ewig in meinem kleinen Kossiherzen eingebaut habe. Und ich habe es fast "gehasst", wenn andere Autoren diese Idee der schriftlichen Kommunikation selber ausgetestet haben. Ich wollte nicht, dass es neben "Emmi und Leo" noch andere Protagonisten gibt, die sich nur Briefe oder Mails schreiben und sich dennoch so in mein Herz graben. Es durfte keine anderen "Götter" neben ihnen geben ;-) Doch ich glaube fast, dass Thomas Klugkist die Bücher von Daniel Glattauer nie gelesen hat. Und diese Art des Schriftverkehrs dennoch so wundervoll umgesetzt hat. Oder vielleicht gerade deshalb. Und man kann Hanna und Sebastian am Ende auch überhaupt nicht mit Emmi und Leo vergleichen. Denn sie sind ganz anders, bewegen sich auf einer ganz anderen (höheren) Gesprächsebene. Und dennoch stehen sie alle vier nebeneinander, wenn es um das "mich Beeindrucken" ging. Und (was eh nie passieren wird) würde ich dem Autor jemals gegenüberstehen, würde ich zu ihm aufschauen und sagen: "Sie sind so klug. So welterfahren. So intelligent. Und ich bin die kleine Kossi, die abends (zum Runterkommen von der vermeintlich ach so hochgeistigen Welt) "Berlin Tag und Nacht" schauen muss, um die Gehirnwindungen wieder einigermaßen glatt zu bekommen!" ("Und weil es zu mehr einfach nicht reicht.") Aber den Satz in Klammern würde ich natürlich nur denken ;-) Okay, das wäre natürlich alles sehr übertrieben. Aber ich habe große Ehrfurcht vor einem Menschen, der so viel Kluges schreibt und das Ganze dann auch noch so toll formuliert, dass es schwer fällt, zu sagen "Boah, ich bin totaaaaaal geflashed!" (was ich aber ja BIN!), weil dieser kossilistische Ruhrpottslang dem Ganzen einfach nicht gerecht werden könnte. Echt ma jetzt! Thomas Klugkist muss sein bisheriges Leben förmlich "gefressen" haben, um so viele Dinge in so kluge Worte packen zu können. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie facettenreich seine Gedankenwelt ist, um eine so komplexe Story zu Papier zu bringen. Ich ziehe wahrlich den Hut vor ihm! Leute, lasst euch auf die Story ein, in der Hoffnung, dass ihr sie genauso lieben werdet wie ich. Lest am Besten erstmal die Leseprobe und schaut, ob ihr mit dem Schreibstil zurecht kommt und wenn das der Fall ist, steht einer tollen Lektüre nichts mehr im Wege! Ich bin sehr traurig, weil die Geschichte um Hanna und Sebastian zu Ende ist. Aber in meinem Herzen wird sie weitergehen, denn ich habe einen zweiten Sockel gebaut und die beiden sitzen nun händchenhaltend neben Emmi und Leo. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas jemals sagen bzw. schreiben würde. | |
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