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Bevor ich falle Bevor ich falle
von Lilly Lindner
304 Seiten - Droemer
ISBN: 3426226227
Meine Bewertung bei Amazon:

Kurzbeschreibung lt. amazon.de:

»Ich war neun Jahre alt, als meine Mutter beschlossen hat, dass sie das Leben nicht mehr mag. Sie hat mich hochgehoben und ganz fest in ihre Arme geschlossen, dann hat sie mir einen Gutenachtkuss gegeben und mich in mein Bett gelegt. Meine gelbe Giraffe lag neben mir und die bunte Kuscheldecke auch. Ich weiß das noch so genau, als wäre es heute gewesen. Dabei sind Jahre vergangen, seit diesem letzten Tag in meinem Leben.«


Meine Empfehlung:

"Du weißt nicht, wie sich Stille anfühlt ..."

"... Bis sie dich anbrüllt." (Zitat aus dem Buch)

Cherry, die Ich-Erzählerin des zweiten Romans von Lilly Lindner, ist gerade mal neun Jahre jung, als sie ihre Mutter verliert. Sie gibt sich selber die Schuld an ihrem Tod und auch ihr Vater tut es. Er lässt keinen Moment aus, ihr zu zeigen, wie ungeliebt sie ist. Ein Tyrann nicht nur im beruflichen Bereich (er verkörpert den herrischen und streitsüchtigen Buchverleger so gut, dass man als Autorin fast selber Angst bekommt, jemals mit so einem Mann zu tun zu haben), sondern vor allem auch im emotionalen, schafft er es ohne Probleme, Cherry nach einigen Jahren aus dem Haus zu treiben.

Gerade mal vierzehn Jahre alt, irrt Cherry nun alleine durch die Stadt, bis sie auf ihren ehemaligen Schwimmtrainer Landon trifft, der sie aufnimmt und ihr das Zuhause gibt, nach dem sie sich all die Jahre gesehnt hat.

Doch natürlich gehen die letzten Jahre nicht spurlos an Cherry vorüber. Sie hat Depressionen, hasst sich selber und die ganze Welt so sehr, dass sie zu selbstverletzendem Verhalten neigt und versucht eigentlich so ziemlich alles, um dieser Welt zu entfliehen. Und sei es nur mit wunderbaren Worten. Die Gabe, diese zu schönen Sätze zu formen, wurde ihr in die Wiege gelegt und sie kann so ihre Gefühle in englische Songtexte packen, die auch immer wieder Bestandteil des Buches sind.

Genau bei diesem Fakt fand für mich eine Symbiose zwischen Cherry und Lilly statt. Denn die Autorin hat (wie bereits in ihrem ersten Roman) einen so wunderschönen Schreibstil, der mich immer wieder auf's Neue fasziniert. Ich habe unzählige Absätze in mein eigenes 'Buch der schönen Sätze' übernommen und frage mich, wie ein Mensch, der gerade mal 27 Jahre jung ist, über so viel Weisheit und Lebenserfahrung verfügen kann, wie es bei der Autorin der Fall ist. Doch es sind nicht nur die Worte, die wunderschön gewählt sind, sondern es ist das Gesamtpaket, das stimmt.

Da das Leben von Cherry nun wirklich nicht als 'schön' bezeichnet werden kann, wird man irgendwie von den Worten der Autorin aufgefangen, damit man vielleicht nicht selber in dieses Loch hineinfällt. Auch beim letzten Roman wies ich bereits auf die Diskrepanz hin, die zwischen der schrecklichen Handlung und der dann doch wunderschönen Umsetzung steht und genau die ist es, die mich auch diesmal wieder so begeistert hat.

Am Ende fühlt man sich vielleicht ein wenig bedrückt, weil man oft zugeschaut hat, wenn der Vater Cherry so mies behandelt hat (es hat mich stellenweise sehr sehr wütend gemacht!), doch wird man eben auch 'belohnt' mit vielen Weisheiten, denen man nur nickend zustimmen konnte. Ich bin sehr angetan von diesem Buch und freue mich schon jetzt auf viele weitere Romane von Lilly Lindner.

Chapeau für diese Art zu schreiben und Geschichten zu erzählen!



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