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Erdbeerkönigin Erdbeerkönigin
von Silke Schütze
400 Seiten - Knaur
ISBN: 3426508346
Meine Bewertung bei Amazon:

Kurzbeschreibung lt. amazon.de:

Vor 20 Jahren wurde Eva in ihrem Heimatdorf zur Erdbeerkönigin gekürt und traf in Hamburg für ein paar Stunden den attraktiven Daniel. Sie hat ihn nie vergessen – und erfährt nun, dass er gestorben ist und sie zu seiner Grabrednerin bestimmt hat. Aber warum? Für Eva beginnt eine Spurensuche voller unerwarteter Entdeckungen …


Meine Empfehlung:

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Als Eva eines Morgens vor ihrer Kaffeemaschine steht, wird ihr bewusst, dass sie genau das gleiche macht, wie einen Tag zuvor und dass sie es auch am nächsten Tag wieder tun wird. Jeden Tag das gleiche. Und das soll ihr ganzes Leben lang so weitergehen? Eigentlich kann sie sich über das Leben mit ihrem Mann und dem pubertierenden Sohn nicht beschweren. Doch ist sie wirklich glücklich? Kaum hat sie diesen Satz zu Ende gedacht, bekommt sie einen Brief von einem Rechtsanwalt, der ihr verkündet, dass der letzte Wunsch des Galeristen Daniel Eisenthuer, ist, dass sie seine Grabrede hält.

Doch Eva hat Daniel seit 20 Jahren nicht mehr gesehen. Vergessen hat sie ihn zwar nie, aber warum möchte er, dass ausgerechnet SIE die Rede hält?

Kurzentschlossen macht sie sich auf den Weg nach Hamburg, um sich dort mit dem Rechtsanwalt zu treffen, der gleichzeitig auch der beste Freund von Daniel ist. Der Einfachheit halber darf Eva für zwei Wochen in die Wohnung von Daniel einziehen, denn so lange wird es noch bis zur Urnenbeisetzung dauern.

Nach und nach lernt sie die Freunde von Daniel kennen und aus einer schönen Erinnerung wird ein Mensch geformt, mit dem sie mehr verbindet, als der Abend, den sie damals gemeinsam verbracht haben. Doch wird sie am Ende wissen, was sie über den Verstorbenen sagen soll? Wird sie so viel über ihn kennenlernen, dass sie die richtigen Worte für sein Begräbnis findet? Und vor allem: Wird sie nicht vielleicht auch viel mehr über sich selber kennenlernen, als das, was sie meinte, bereits zu wissen?

Dieser Roman von Silke Schütze ist anders als ihre vorherigen (die ich alle gelesen habe). Ich empfinde ihn als tiefer, reifer und ernster und ein Stück weit melancholisch. Der Tod von Daniel schwebt über jedem Satz, doch auch im Gesamten war die Trauer und die damit zusammenhängende Verarbeitung eigentlich ein weiterer Protagonist der Geschichte. Denn Eva verarbeitet gleichzeitig den viel zu frühen Tod ihres Vaters, den sie erlebte, als sie gerade mal zwölf Jahre alt war. Und auch die Trauer um die Mutter, die erst kurz zuvor verstorben ist, taucht immer wieder als Grundtenor auf. Nicht selten haben mich genau diese Textstellen dann zum Weinen gebracht. Obwohl ich selber (zum Glück) derzeit nicht in einer ähnlichen Lebenssituation lebe, so machte die Autorin es mir einfach, mich in die Gefühle von Eva hineinzudenken. Ich bin mir sicher, dass ich genau die Tränen geweint habe, die die Protagonistin lange nicht weinen konnte.

Die Autorin hat das Thema 'Tod' sensibel an der Wurzel gepackt, aber dennoch nicht die Tatsache des Schrecklichen und Unwiderruflichen aus den Augen gelassen. Diese Mischung hat mich das Buch am Ende mit tränenerfüllten Augen schließen lassen und auch, wenn ich Daniel gar nicht kannte und für gewöhnlich das Gefühl habe, mit dem Schließen eines Buches einen 'Freund' gehen lassen zu müssen, so habe ich nun das Gefühl, eine schöne Erinnerung verloren zu haben. Denn etwas anderes ist Daniel für Eva ja auch nicht. Oder vielleicht doch?

Erwähnen möchte ich auch das wundervolle Cover, das in der Geschichte auch eine Rolle spielt. Bewusst anschauen konnte ich es nach dem Lesen erst, nachdem die letzten Tränen getrocknet waren.

Aber bei all der Melancholie fehlten auch die Leichtigkeit und Fröhlichkeit nicht und die Frage danach, was Liebe eigentlich ist, beziehungsweise, ob es nur eine einzige Antwort auf diese Frage gibt oder ob die Liebe viel mehr Facetten hat, als man vorwiegend denkt.

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, wenn man bereit ist, sein Herz zu öffnen und in sich selber schauen zu können ...



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