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Tiere Tiere
von Simon Beckett
288 Seiten - rororo
ISBN: 3499249154
Meine Bewertung bei Amazon:

Kurzbeschreibung lt. amazon.de:

Manche Menschen sind Tiere. Nigel ist sicherlich nicht der Hellste. Aber er ist meistens ganz guter Laune. Im Büro gibt es immer etwas zu kopieren, und außerdem sind da Cheryl und Karen. Auch im Pub, den seine Eltern früher führten und in dem Nigel jetzt wohnt, fühlt er sich wohl. Es gibt hier zwar kein Bier und keine Zigaretten mehr, aber Nigel interessiert sich sowieso mehr für Fernsehen und Comics. Und dann ist da noch der Keller. Hier hält Nigel seine Mitbewohner. Dass die nicht freiwillig da unten wohnen, stört Nigel nicht …


Meine Empfehlung:

ES!

Dieser Thriller ist ein neuer/alter Roman von Simon Beckett. Nach 'Voyeur' ist es sein zweites veröffentlichtes Buch der 90er Jahre, welches nun in Deutschland neu aufgelegt wurde. Dieses Buch gehört keiner Serie an und sollte nicht mit den Büchern der David-Hunter-Serie verglichen werden, da es sich um einen vollkommen anderen Schreib- und Aufbaustil handelt.

Denn die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive des jungen Mannes Nigel geschrieben. Nigel ist anders als andere Menschen. Er hat nicht gerade die Weisheit mit Löffeln gefressen, nennt seine verstorbenen Eltern immer noch 'meine Mama' und 'mein Papa' und er schaut gerne Filme wie 'Bambi'. Dass wir es hier mit einem geistig benachteiligten Menschen zu tun haben, ist sehr schnell klar. Und dementsprechend 'kindlich' ist auch der Schreibstil, den Beckett mit diesem Buch meiner Meinung nach mit Bravour gelöst hat. Da Nigel sich wie ein Kind verhält, passt die Erzählsprache genau zu seinem Typ.

Sehr schnell klar wird auch, dass Nigel in dem Keller seines Elternhauses Lebewesen 'hält', die er mit 'ES' benennt. Er füttert sie mit Hundefutter und läßt ihre Exkremente in Katzenklos auffangen. Er hält sie dort gefangen wie Tiere und eigentlich sollte man meinen, dass Nigel ein sehr starker Mensch ist, wenn er zu solchen Taten fähig ist. Doch genau das ist nicht der Fall. Im anderen Teil seines Lebens ist er von Komplexen behaftet und äußerst ängstlich.

Von den alten/neuen Beckett-Büchern ist dieses mein liebster. Wenngleich es laut Vorwort auch Becketts bösester ist. In diesem Vorwort beschreibt Beckett, dass er versucht hat, einen Täter zu erfinden, der auf der einen Seite die Sympathien des Lesers auf seine Seite schlägt, andererseits aber eben psychisch krank ist und schlimme Taten begeht. Und genau das ist ihm gelungen.

Obwohl das Buch von sehr ekeligen und menschenverachtenden Taten erzählt, muss man an manchen Stellen fast grinsen, wenn man sich vorstellt, wie naiv-krank Nigel durch sein Leben geht. Und genau das macht es aus, dass man an vielen Stellen denkt 'Wie makaber!'

Pointierte Spannung wird gar nicht erzeugt, denn die Geschichte ist meiner Meinung nach von der ersten bis zur letzten Seite gleichbleibend spannend und rasant. Der Leser klebt an den Seiten, denn man möchte natürlich erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Vor allem an der Stelle, an der Nigel auf eine Frau trifft. Denn er hat keinerlei Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht und hat eine fast kindliche Art, über Dinge wie z. B. 'Kondome' zu reden.

Für zartbesaitete Leser wird dieser Thriller wahrscheinlich zu grausam sein. Der Thriller-Liebhaber wiederum wird das Buch mit Sicherheit als Fundstück des Psychothriller-Genre ansehen. Nicht umsonst wurde dieses Buch mit dem 'Marlowe' der Raymond-Chandler-Gesellschaft für den besten internationalen Kriminalroman ausgezeichnet.

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