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Sieben verdammt lange Tage Sieben verdammt lange Tage
von Jonathan Tropper
448 Seiten - KNAUR
ISBN: 3426662736
Meine Bewertung bei Amazon:

Kurzbeschreibung lt. amazon.de:

Die Familientreffen der Foxmans enden stets mit zuschlagenden Türen und quietschenden Reifen. So schnell wie möglich versuchen die vier erwachsenen Kinder, einen Sicherheitsabstand zwischen sich und ihr Elternhaus zu bringen. Doch nun ist ihr Vater gestorben und dessen letzter Wunsch treibt seinen Lieben den Angstschweiß auf die Stirn: Sie sollen für ihn Schiwa sitzen, sieben Tage die traditionelle jüdische Totenwache halten. Das bedeutet, dass sie auf ausgesprochen unbequemen Stühlen in einem kleinen Raum gefangen sind und nicht davonlaufen können. Nicht vor dem, was zwischen ihnen passiert ist, und nicht vor dem, was die Zukunft für sie bereithält.


Meine Empfehlung:

Alles ist möglich

Als Judds Vater stirbt, ist die ganze Familie zunächst sehr verwundert. Denn der letzte Wille des Vaters war es, dass seine Familie (jüdischen Glaubens) die sogenannte 'Schiwa' sitzt, was bedeutet, dass die komplette Familie sieben (verdammt lange!) Tage gemeinsam im Elternhaus verbringt, um dort Verwandte und Freunde des Toten zu empfangen und mit ihnen gemeinsam zu trauern.

Diese Idee an sich wäre schön, wenn alle Familienmitglieder sich gut verstehen würden und es keine alten Geschichten gäbe, die natürlich bei so einem Familientreffen aufgewärmt werden. Gäbe es allerdings diese Idylle, so hätte Jonathan Tropper nicht erneut einen so wunderbaren Familienroman schreiben können, der dem Leser abwechselnd die Tränen vor Lachen und dann vor Rührung in die Augen treiben wird.

Tropper hat diese selten Gabe, eine ziemlich kurze Situation so lang und breit und vor allem lustig, zu beschreiben, dass es leicht fällt, die Seiten umzublättern. Er schmückt diese Situation mit seinen Worten aus, kramt vergangene Ereignisse heraus, um den Grund dieser Situation genauer definieren zu können. Er bringt es auf den Punkt, benötigt aber mehrere Seiten dazu. Und genau das ist es, was die Bücher von Tropper für mich so einzigartig macht. Er schreibt beispielsweise nicht einfach nur 'Der Himmel ist blau', sondern gleichzeitig führt er die Gefühle des Menschen auf, der diesen Himmel betrachtet und erklärt genau, warum der Himmel an diesem oder jenen Tag blau ist.

Genauso beschreibt er auch den Moment, in dem Judd seine Frau mit einem anderen Mann im Bett erwischt. Lang, ausführlich, breit gefächert, tiefgehend und vor allem urkomisch. So tritt Judd also als frischer und gleichzeitig trauernder Single in den Clan der Familie um gemeinsam mit ihr um den Vater zu trauern.

Jedes Familienmitglied scheint sein kleines Geheimnis zu haben und nach und nach verheddern sich die einzelnen Erzählstränge zu einem riesigen Knäuel, welches am Ende natürlich gelüftet wird. Tropper streut immer wieder Kleinigkeiten in die Geschichte, bei denen der Leser denkt 'Aha!' und erläutert dann viele Seiten später den genauen Hergang, wenn man an das 'Aha' kaum noch denkt.

Die Mutter, die Schwester und auch die beiden Brüder von Judd sind so bildhaft beschrieben, dass man schon nach ein paar Seiten das Gefühl hat, selber ein Mitglied der Familie zu sein. Wobei man sich schnell überlegt, ob man es wirklich sein MÖCHTE, denn der Blick hinter die Fassade ist nicht immer nur schön.

Die Familie wird letzten Endes mehr oder weniger dazu 'gezwungen' diese sieben Tage gemeinsam zu verbringen und SIE haben keine Möglichkeit, dieser Schiwa zu entrinnen. Denn wer kann dem letzten Wunsch seines Vaters schon widersprechen?

Ein Buch, das auf der einen Seite zum Lachen komisch ist, auf der anderen Seite aber auch Charaktere so wunderbar zeichnet, dass sie zum Leben erweckt werden und dass es am Ende fast schade ist, sie wieder gehen zu lassen. Von mir aus hätte die Schiwa durchaus länger als sieben Tage dauern können. Aber ich war ja auch 'nur' Leser, also nicht selber betroffen, und deshalb waren die Lesestunden für mich eher 'verdammt kurz' statt 'verdammt lang'.

Ein neuer Tropper-Roman, der auf seine einzigartige Art und Weise zeigt, dass im Leben am Ende doch alles irgendwie möglich ist.

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