Kossi's Interview-Welt mit Kerstin Gier
Interview mit Kerstin Gier








Kerstin Gier

Kerstin Gier hat als mehr oder weniger arbeitslose Diplompädagogin 1995 mit dem Schreiben von Frauenromanen begonnen. Mit Erfolg: Ihr Erstling "Männer und andere Katastrophen" wurde mit Heike Makatsch in der Hauptrolle verfilmt, und auch die nachfolgenden Romane erfreuen sich großer Beliebtheit. "Das unmoralische Sonderangebot" wurde mit der "DeLiA" für den besten deutschsprachigen Liebesroman 2005 ausgezeichnet. Heute lebt Kerstin Gier, Jahrgang 1966, als freie Autorin mit Mann, Sohn, zwei Katzen und drei Hühnern in einem Dorf in der Nähe von Bergisch Gladbach.

Ihre bisher veröffentlichten Romane:

Gegensätze ziehen sich aus (2008)
Für jede Lösung ein Problem (2007)
Jungs sind wie Kaugummi – süß und leicht um den Finger zu wickeln (2007)
Ach, wär ich nur zuhaus geblieben (2007)
Ehebrecher und andere Unschuldslämmer (2007)
Lügen die von Herzen kommen (2007)
Die Patin (2006)
Die Mütter-Mafia (2005)
Ein unmoralisches Sonderangebot (2004)
Fisherman´s Friends in meiner Koje (1998)
Die Laufmasche (1998)
Männer und andere Katastrophen (1996)
Die Braut sagt leider nein



1996 veröffentlichten Sie Ihren ersten Roman. Wie sind Sie damals auf die Idee gekommen, ein Buch zu schreiben?
Ich hatte viel Zeit. Ich war Sekretärin bei einer Zeitarbeitsfirma und saß in einem Büro, indem es absolut nichts zu tun gab. Nachdem ich alle Bleistifte gespitzt, die Briefumschläge nach Größen sortiert und die Schränke feucht ausgewaschen hatte, fing ich an zu schreiben. Der PC wäre sonst eingeschlafen. Zuerst schrieb ich meiner Freundin Barbara Briefe über mein Liebesleben, allerdings war das ein wenig langweilig, weswegen ich das ein oder andere dazu erfand – und so wurde es schließlich ganz und gar erfunden und deshalb ein Roman.


In Ihrem aktuellen Buch „Für jede Lösung ein Problem“ vermischen Sie das Leben einer depressiven jungen Frau, die sich umbringen möchte mit soviel (schwarzem) Humor, dass wieder einmal ein sehr lustiges Buch daraus entstanden ist. Wie kamen Sie auf diese doch sehr merkwürdige Idee zu diesem Roman?
Ich finde ja, dass wir alle unheimlich viel lügen, ohne es so richtig zu merken. Wir haben Geheimnisse. Wir würden uns hüten, unserem Gegenüber zu verraten, was wir wirklich denken. Ich habe mich gefragt, wie es sich wohl leben würde, wenn die Menschen wüssten, was man wirklich über sie denkt – nicht nur irgendwelche Menschen, sondern gerade diejenigen, die uns wichtig sind. Deshalb habe ich eine Heldin mit Depressionen erfunden, die Abschiedsbriefe schreibt – mit der Wahrheit.


Wie kommen Ihnen generell die Ideen zu Ihren Büchern?
Die Ideen kommen zu mir. Ehrlich.


Sie veröffentlichen zu den oben genannten Büchern auch noch Bücher unter den Pseudonymen Jule Brand und Sophie Bérard. Welchen Grund hat es, dass Sie sich diese Pseudonyme zugelegt haben?
Jule Brand und Sophie Berard stammen aus meiner „Vielschreiberzeit“, und der Verlag hat sie mir zugelegt, ich wusste ja gar nicht, dass so was überhaupt geht. Die Jule-Brand-Bücher waren für junge Mädchen gedacht, die Sophie-Berard-Bücher sind Familienschmöker, also beides eher ein anderes Genre, deshalb wohl auch die Pseudonyme.


Wie viel „Kerstin Gier“ steckt in Ihren Büchern? Beschreiben Sie teilweise selber erlebte Situationen?
Ja, ich glaube, ein bisschen vom Autor steckt in jedem Buch. Im echten Leben kann ich eine peinliche Situation kaum genießen, aber wenn ich eine ähnliche später ins Buch einbaue, dann macht es mir richtig Spaß, das alles noch einmal durchzumachen.


Halten Sie auch Lesungen? Wenn ja, wo kann man die Termine dazu einsehen?
In diesem Jahr bin ich viel unterwegs, aktuelle Lesetermine kann man immer auf der Lübbe-Homepage einsehen. Im Mai lese ich noch in Krefeld und Bielefeld, aber dann ist erst mal Pause bis Herbst, denn ich muss ja schreiben!!


Wie würden Sie sich selber beschreiben? Was sind Sie für ein Mensch? Welche drei Charaktereigenschaften sind typisch für Sie?
prämenstruell, verfressen, dick

ungeduldig, kreativ, freundlich (außer siehe oben)


Lesen Sie selber auch gerne Bücher? Wenn ja, welches Genre bevorzugen Sie und gibt es Lieblingsautoren?
Hach, ja. Ich lese furchtbar gern und furchtbar viel. Und fast alles, außer Sience Fiction. Ich liebe den schwarzen Humor von Arto Paasilinna, lache und weine bei den Büchern von Nick Hornby, kichere endlos über die witzigen Geschichten von Sophie Kinsella, schwelge in den wunderbaren historischen Romanen von Charlotte Thomas und habe jede Menge Bücher, die ich schon mehr als zehnmal gelesen habe.


Welchen Hobbys gehen Sie regelmäßig nach?
Im Garten arbeiten. Klavier spielen. Rotwein trinken.


Welchen Traum möchten Sie sich in Ihrem Leben gerne erfüllen?
Mit (wilden, freien) Delphinen schwimmen


Wenn Sie nicht Autorin geworden wären, was wäre dann Ihr Traumberuf?
Ich habe keinen anderen Traumberuf als Autorin. Außer vielleicht Gartenbauarchitektin. Oder Winzerin (das heißt doch so???) Oder Köchin. Oder Kindergärtnerin (nee, war nur ein Scherz.)


Noch in diesem Jahr erscheint Ihr neuer Roman „Gegensätze ziehen sich aus“. Schreiben Sie bereits an einem weiteren Buch? Wenn ja, verraten Sie uns, um was es diesmal gehen wird?
Ich schreibe gerade am ersten Band einer Jugendbuch-Trilogie. Darin geht es um ein Mädchen, das in der Zeit reisen kann und sich in einen wunderbaren Jungen verliebt. Ich bin aber erst ganz am Anfang, da hat sie sich gerade Kartoffelbrei mit Soße über die Schuluniform gekippt.


Wie gehen Sie mit ihrem Erfolg um? Erleben Sie nur positive Dinge oder gibt es auch Schattenseiten in Ihrem Autorenleben?
Tja, der Erfolg. Ich hatte, seit ich schreibe, gute und schlechte Jahre, deshalb weiß ich es sehr zu würdigen, dass es im Augenblick wieder gut läuft. Endlich mal das Konto nicht im Minus, und vielleicht können wir sogar das von der Katze total zerkratzte Sofa durch ein neues ersetzen (schwanke noch zwischen weiß, rot und pink-gestreift – was meinen Sie?) – das ist sehr positiv. Ich stecke sehr viel Herzblut in meine Bücher, und es freut mich einfach, dass den Leuten meine Geschichten gefallen. Auf den Lesungen und auch über die Delia-Homepage bekomme ich viele, positive Rückmeldungen von Lesern, und das macht mich wirklich glücklich. Ich würde mich freuen, wenn diese erfolgreiche Phase noch eine Weile anhalten würde.


Viele Autoren kennen das Problem einer Schreibblockade. Gibt es diese auch bei Ihnen? Wenn ja, wie gehen Sie damit um und wie überwinden Sie diese?
Fenster putzen. Ach, eigentlich habe ich keine Schreibblockaden, nur akute Anfälle von Faulheit und/oder Blockaden in Form von Störungen von außen. Da muss man stur sein und sich trotzdem an den PC setzen.


Wie lange schreiben Sie im Durchschnitt an einem Buch und zu welcher Tageszeit haben Sie die besten Ideen? Gibt es einen bestimmten Platz, an welchem Sie am liebsten schreiben?
Ich bin morgens am besten. Aber wenn es sein muss, schreibe ich auch nachts. Und immer nur an meinem Schreibtisch, direkt in den PC. An einem Roman schreibe ich im Durchschnitt ein Jahr. Allerdings ist die reine Schreibzeit deutlich kürzer, vielleicht vier Monate. Der Rest der Zeit geht für die Ideensammlung, das Plotten und das Recherchieren drauf.


Schreiben Sie noch andere Dinge als Bücher? Gibt es Kolumnen, die sie schreiben oder veröffentlichen Sie weitere Texte in Zeitschriften und dergleichen?
Nein, ich bin nicht mehr als Eigentlich nicht. Aber ab und zu, wenn ich gefragt werde, schreibe ich eine Kolumne (zuletzt in Starke Eltern-starke Kinder) oder eine Kurzgeschichte.


Wie können wir uns einen typischen Kerstin-Gier-Tag vorstellen?
Einen optimalen Tag? Wenn mein Mann zur Arbeit ist und mein Sohn unterwegs in die Schule erledige ich die Hausarbeit im Schlafanzug, anschließend gehe ich aufs Laufband, mache Yoga, schließlich unter die Dusche. Und dann schreibe ich am PC, bis ich Mittagessen kochen muss für Sohn. Nachmittags Gartenarbeit, Cappuccino mit einer Freundin, abends Kino mit dem Mann, danach Rotwein auf der Terrasse.

Ja, und jetzt der typische Tag. Kind findet einen Zettel im Schulranzen, auf dem steht, dass heute Elternsprechtag ist. Oder schulfrei. Oder Fahrradprüfung. Katze erbricht sich in meinen Schuh. Auf dem Laufband liegen vierzehn Kilo Bügelwäsche. Der Postbote klingelt, und ich habe immer noch meinen Schlafanzug an. Nix zu Essen im Haus. Mann hat Mülltonne rausgestellt, aber dummerweise hinter mein Auto. Im Supermarkt gucken mich alle komisch an. Am frühen Abend schreibe ich ein Kapitel über eine Frau, die ihre eigene Mülltonne umgefahren hat und einen Lockenwickler im Haar vergessen hat.


Was sind Ihre Lieblingstiere und wie heißen Ihre eigenen Haustiere?
Ich mag Katzen. Auch so große, besonders Luchse, vielleicht weil die manchmal auch schielen, genau wie ich. Wölfe finde ich auch toll. Und Delphine. Und Frettchen.

Ich hätte gern eine Schildkröte, Laufenten, einen Esel, einen zahmen Raben, ein Frettchen, einen Leoparden und ein Kapuzineräffchen, habe aber vernünftigerweise nur eine schwarze Katze. Die heißt Dickekatze, was auch gut zu ihr passt, finde ich. Außerdem hatten wir bis vorgestern noch Fische im Teich, außerdem Molche und Kröten, aber dann landete ein Silberreiher bei uns im Garten und futterte sie alle weg. Reiher finde ich nicht so toll.


Wo verbringen Sie am liebsten Ihren Urlaub?
Wir haben den Urlaub während der Jahre dauernden Bauphase unsere Häuschens oft einfach ausgelassen, aber dieses Jahr fahren wir in die Bretagne. Da war ich noch nie. Immer wieder gern fahre ich nach Italien. Die Italiener sind einfach so nett, auch wenn man kein Italienisch spricht, und das Wetter schön, und dann diese herrlichen, herrlichen Häuser. Und Olivenbäume. Und Pizza.


Wenn Sie die berühmten drei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich dann wünschen?
Gesundheit für meine Lieben und mich. Außerdem würde ich gern fliegen können. Und elf Fremdsprachen fließend sprechen. Wenigstens zwei.


Das Interview wurde zusammen mit den Lesern von Kossis Welt zusammengestellt. Mir persönlich hat es genauso viel Spaß gemacht, Ihre Antworten zu lesen, wie ich auch Ihre Bücher mag. Ich habe sehr gelacht und ich würde mich übrigens direkt für ein weiß-pink-rot-weiß-gestreiftes Sofa entscheiden. Erstens ist das gerade modern und zweitens fallen die Rotwein- und Pizza-Tomatensaucen-Reste darauf nicht so sehr auf J

Vielen Dank für das tolle Interview und schreiben Sie bitte fleißig weiter, damit die kleine Kossi, und Ihre anderen Fans natürlich, auch morgen noch kraftvoll lachen können!!
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