Interview mit Andreas Franz








Andreas Franz

Andreas Franz wurde am 12. Januar 1954 in Quedlinburg geboren. Ende 1955 zog er mit seinen Eltern, die beide Musik studiert hatten, nach Helmbrechts in Oberfranken. Nach der Trennung der Eltern siedelte er im Oktober 1967 mit seiner Mutter nach Frankfurt/M. über und besuchte hier noch drei Jahre das Gymnasium und danach eine Sprachenschule.

Er machte mit siebzehn seinen Abschluss in Wirtschaftsenglisch und -französisch. Dann war er Schlagzeuger in verschiedenen Bands. Seit 1974 ist er mit seiner Frau Inge verheiratet. Die Familie hat fünf Kinder, davon zwei aus Inges erster Ehe.

Nach verschiedenen Jobs als LKW-Fahrer und in einer Werbeagentur machte er eine kaufmännische Ausbildung. Seit Anfang der 80er erstellte er graphologische Gutachten und eröffnete 1990 sein eigenes Übersetzungsbüro.

Nach einigen Gedichten und Kurzgeschichten schrieb er 1986 seinen ersten Roman. Es dauerte zehn Jahre, bis mit Jung, blond, tot ein Buch von ihm veröffentlicht wurde. Im Mittelpunkt seiner Romane stehen in der Regel Hauptkommissarin Julia Durant von der Frankfurter Mordkommission sowie Hauptkommissar Peter Brandt aus Offenbach, doch mit ‚Unsichtbare Spuren’ mit dem Kieler Ermittlerduo Sören Henning und Lisa Santos betrat ein neues Team die Bühne.

Seit 1994 lebt Andreas Franz mit seiner Frau und zwei seiner Kinder sowie einer Katze in Hattersheim bei Frankfurt.

Bisher erschienene Bücher:

Julia-Durant-Reihe:

Jung, blond, tot (1996)
Das achte Opfer (1999)
Letale Dosis (2000)
Der Jäger (2001)
Das Syndikat der Spinne (2002)
Kaltes Blut (2003)
Das Verlies (2004)
Teuflische Versprechen (2005)
Tödliches Lachen (2006)

Peter-Brandt-Reihe:

Tod eines Lehrers (2004)
Mord auf Raten (2005)
Schrei der Nachtigall (2006)
Das Todeskreuz (2007)
(gehört eigentlich auch in die Julia-Durant-Reihe, denn hier treffen Julia und Peter zum ersten Mal gemeinsam in Erscheinung)

Kieler Reihe:

Unsichtbare Spuren (HC 2006, TB 2007)
Spiel der Teufel (HC Mai 2008)

Dazu:

Der Finger Gottes (1997)
Die Bankerin (1998)


Autorenhomepage:   www.andreas-franz.org



Wie man anhand Ihrer Biographie ersehen kann, schrieben Sie nach Gedichten und Kurzgeschichten 1986 Ihren ersten Roman (Der Finger Gottes), welcher aber erst 1997 veröffentlicht wurde. Ein Jahr zuvor erschien „Jung, blond, tot“. Was hat Sie dazu bewogen von der Lyrik zur Prosa zu wechseln?
Das war ganz einfach: Ich bekam zu Weihnachten 1985 einen Kriminalroman geschenkt, der in der Bestenliste ganz oben stand. Ich fand ihn einfach nur schrecklich und beschloss, selbst einen zu schreiben. Seitdem bin ich diesem Metier ‚verfallen’.


Und was waren die Gründe für die lange Zeit dazwischen?
Absagen, Absagen, Absagen.


Wie halten Sie es mit evtl. Recherchen für Ihre Krimis? Holen Sie diese im Vorwege ein, bevor Sie sich ans Manuskript machen, oder recherchieren Sie auch während das neue Buch entsteht?
Immer vorher. Da bis auf zwei alle meine Romane auf wahren Begebenheiten beruhen, muss der rote Faden stehen. Natürlich gibt es auch während des Schreibens hin und wieder neue Erkenntnisse, z.B. wenn es um das organisierte Verbrechen geht und mir ein Kommissar oder Ermittler wichtige Informationen zukommen lässt. Bei „Unsichtbare Spuren“ habe ich ganz eng mit einem Kriminalpsychologen zusammengearbeitet, der mir in fast allen Details die Lebensgeschichte eines Serienmörders geschildert hat, weil ich diese fast 1:1 wiedergeben wollte, was mir letztlich auch gelungen ist. Während des Schreibprozesses haben wir deshalb des öfteren miteinander gesprochen, denn es tauchten noch sehr viele Fragen auf. Allerdings bekomme ich niemals Infos zu laufenden Ermittlungen, was aber auch ganz verständlich ist. Hier ging es jedoch nur um die Person und deren Lebensgeschichte, die für mich ungeheuer interessant war und erstaunliche Paralleln zu der eines Serienmörders aufweist, mit dem ich 1969 fast ein Jahr befreundet war und der in dieser Zeit mindestens vier, wahrscheinlich sogar acht Frauen in und um Frankfurt ermordet hat. Dessen Geschichte habe ich in „Jung, blond, tot“ verarbeitet.


Haben Sie spezielle Kontakte zur Mordkommission oder zur Polizei, um ganz spezifische Fragen klären zu können? Viele Ihrer Morde basieren auf wahren Begebenheiten. Woher bekommen Sie diese Informationen? Entnehmen Sie diese der Tageszeitung?
Ich habe sogar sehr intensive Kontakte zur Polizei, wobei ich jedoch niemals auch nur einen Namen nennen würde. Die Informationen zu meinen Romanen stammen deshalb allesamt aus diesen Quellen. Tageszeitungen sind sind mir keine echten Hilfen, weil hier in der Regel nur über Taten an sich berichtet wird. Mich interessiert jedoch der Täter, was ihn bewogen hat, ein Verbrechen zu begehen, seine Lebensumstände …


Sie beschreiben die Leichen oft sehr detailgetreu. Woher nehmen Sie die teilweise pathologischen Fakten?
Durch meine Anwesenheit bei mehreren Autopsien/Sektionen/Obduktionen, bei denen ich den jeweiligen Rechtsmedizinern Löcher in den Bauch fragte und immer noch frage. Und wenn ich beim Schreiben eine Info benötige, rufe ich in der Rechtsmedizin an.


Wie kommt Ihnen generell eine Idee zu einem Buch?
Siehe Kontakte zur Polizei


Und wie lange brauchen Sie in etwa von der Idee bis zur Fertigstellung eines Buches?
Das hängt vom Thema ab. Wenn es sich um eine aufwendige Recherche handelt, wie z.B. bei „Das Syndikat der Spinne“ oder „Das achte Opfer“ oder „Teuflische Versprechen“, dann Pi mal Daumen sechs bis neun Monate. Sonst zwischen vier und sechs Monate.


Sie schreiben Kriminalromane. Lesen Sie auch solche?
Ich habe damit aufgehört, seit ich selbst schreibe. Ich will vermeiden, unbewusst eine Idee aus einem andern Roman in meinen einzubauen und damit Plagiatsvorwürfen ausgesetzt zu sein. Außerdem bleibt mir nicht sehr viel Zeit zum Lesen, wenn man bedenkt, dass ich seit nunmehr vier Jahren mindestens zwei Romane pro Jahr schreibe. Wenn ich lese, dann vornehmlich Sachbücher – Geschichte, aktuelle Themen, Spirituelles etc.


Gibt es einen Lieblingsautor in Ihrem Leben? Und hat er Ihre eigene Art des Schreibens geprägt?
Es gibt viele, die ich bewundere, Hemingway, Marquez, Faulkner, ganz vorne steht jedoch Süskinds „Das Parfüm“. Wie er hier mit der Sprache spielt und selbst Gerüche „riechbar“ werden lässt, ist für mich verblüffend und geradezu phänomenal. Ich habe mir auch die Verfilmung angesehen oder besser angetan und wurde bitter enttäuscht. Hier stimmte kaum etwas mit dem Buch überein, außer die Szene, in der Dustin Hofmann seinen großen und exzellenten Auftritt hatte. Die wirklich wichtigen Sequenzen aus dem Buch wurden einfach der Effekte wegen übergangen. Geprägt hat meine Art des Schreibens jedoch keiner, denn ich denke, jeder Autor sollte seinen ganz eigenen Stil kreieren.


Wann haben Sie zum ersten Mal gemerkt, „Schreiben! Das ist mein Ding!“?
Ich glaube, schon als Kind. Jedenfalls attestierten mir meine Lehrer eine blühende und lebhafte Phantasie, dem ich nicht widersprechen möchte.


Wird es noch mehr Bücher geben, in denen Durant und Brandt zusammen ermitteln?
Keine Ahnung, lassen Sie sich einfach überraschen.


In den Durant-Krimis ist Julia immer Single. Wird sie wohl eines Tages einen Mann finden?
Sie hat doch gerade erst ihr Leben neu sortiert und sich mit ihrem Alleinsein arrangiert. Aber man soll die Hoffnung nie aufgeben, hält doch das Leben so viele Überraschungen bereit ;-)


Ihre Schreibweise ist sehr bildhaft, und wenn man die Krimis liest, kann man gleichzeitig einen Film im eigenen Kopfkino sehen. Warum gibt es noch keine Verfilmungen Ihrer Bücher? Oder gibt es bereits Verhandlungen?
Wenn ich jetzt schreibe, über ungelegte Eier soll man nicht sprechen, reicht das dann als Antwort?


Werden noch weitere Krimis erscheinen, die in Kiel stattfinden? Wenn ja, wann können Ihre Fans mit einem neuen Buch rechnen und wie wird es heißen?
Momentan schreibe ich gerade an dem zweiten „Kieler“, der im Frühjahr 08 erscheinen wird. Titel „Spiel der Teufel“. Es wird definitiv einer der härtesten Romane sein, die ich bisher geschrieben habe, nicht wegen Blutvergießen oder Action, sondern wegen des Inhalts, geht es doch wieder um die extrem perfiden Machenschaften der organisierten Kriminalität, auch OK genannt.


Um einen Roman zu schreiben, braucht man meiner Meinung nach sehr viel Disziplin, um „am Ball zu bleiben“. Woher nehmen Sie diese?
Ich nehme sie nicht, sie wurde mir gegeben. Ohne Disziplin funktioniert das Schreiben nicht und der Erfolg bleibt zwangsläufig aus. Da ich ohne Aufsicht oder Stechuhr arbeite, liegt es an mir, die selbst auferlegten Arbeitszeiten einzuhalten.


Gibt es während des Buchschreibens auch schon mal „Auszeiten“, in denen sie in einer Sackgasse stecken und mit dem Stoff nicht weiterkommen?
Bisher bin ich glücklicherweise davor verschont geblieben. Es kommt schon vor, dass ich kurz überlegen muss, wie ich die Handlung weiterführe, das hat aber nichts mit Sackgasse zu tun oder einer Schreibblockade.


Wie fühlen Sie sich, wenn sie einen Krimi beendet haben? Haben Sie dann schon weitere Ideen für ein neues Buch oder schreiben sie erst mal gar nicht an neuen Sachen?
Glücklich und leer zugleich, wie nach einer Geburt (stelle ich mir zumindest so vor). Ich habe ein Baby zur Welt gebracht und nun muss ich es schon wieder loslassen. Aber natürlich liegt schon neuer Stoff parat.


Wie viele Bücher stehen in etwa in Ihrem eigenen Bücherregal?
Zwischen drei- und viertausend, ich habe längst aufgehört, sie zu zählen.


Wie schaut ein ganz normaler Tag im Leben des Andreas Franz aus?
Gibt es ganz normale Tage? Ich hasse kaum etwas mehr, als im Trott der Eintönigkeit zu versinken, sie würde mich nur hindern, das zu tun, was wichtig ist. Natürlich spielt die Familie eine wesentliche Rolle und wird es auch in Zukunft noch mehr tun, wurde ich doch am 21.8. Opa und irgendwann Ende September, Anfang Oktober gleich noch einmal (wie sich das anhört – Opa – alt, gebrechlich und den Tod vor Augen :-)


Welchen Traum möchten und werden Sie sich in nächster Zeit erfüllen?
Ich habe mir erst dieses Jahr einen erfüllt, nämlich ein eigenes Haus. Das soll erst mal reichen, alles andere lasse ich auf mich zukommen. Es gibt nichts Schöneres im Leben, als vom Leben selbst überrascht zu werden.


Die Fragen dieses Interviews wurden zusammen mit Besuchern von Kossis Welt ausgearbeitet. Wir bedanken uns bei Ihnen, dass Sie es uns ermöglicht haben, dieses Interview zu führen. Es war mir eine große Ehre und vor allem eine riesige Freude, dass Sie mitgemacht haben, und ich hoffe, es hat Ihnen genauso viel Spaß gemacht wie mir.
Hat es, denn es waren sehr gute Fragen. Danke! Liebe Grüße an alle.
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