Interview mit Sebastian Fitzek








Sebastian Fitzek
Sebastian Fitzek, Jahrgang 1971, geboren in Berlin, entschied sich nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Promotion zum Dr. jur. gegen einen juristischen Beruf und für eine kreative Tätigkeit in den Medien. Nach dem Volontariat bei einem privaten Hörfunksender wechselte er als Unterhaltungschef und später als Chefredakteur zur Konkurrenz und machte sich danach als Unternehmensberater und Formatentwickler für zahlreiche Medienunternehmen in Europa selbständig. Er lebt in Berlin, wo er derzeit in der Programmdirektion eines großen Hauptstadtsenders tätig ist.

Name: Sebastian Fitzek
Geburtstag- und ort: 13.10.1971 in Berlin
Wohnort: Berlin


Bisherige Bestseller:
1. „Die Therapie“
ISBN: 3426633094 Droemer/Knaur
erschienen: 2006
2. „Amokspiel“
ISBN: 3426637189 Droemer/Knaur
erschienen: 2007
3. „Das Kind“
ISBN: 3426197820 Droemer/Knaur
erschienen: 2008
4. „Der Seelenbrecher“
ISBN: 3426637928 Droemer/Knaur
erscheint im Oktober 2008

Autorenhomepage:   www.sebastianfitzek.de



Lieber Sebastian! Momentan feierst Du einen Riesenerfolg mit Deinem dritten Psycho-Thriller „Das Kind“. Die Besucher von Kossis Welt würden gerne wissen, wie Du auf die Idee zu diesem Buch gekommen bist. Gab es einen bestimmten Anlass, wie damals der Arztbesuch mit Deiner Freundin, der Dich auf die Idee zu Deinem ersten Thriller „Die Therapie“ gebracht hat?
Ja, tatsächlich ist wieder meine Freundin schuld ;-)
Sie sagte nämlich, dass Sie bei einem Frankreich-Urlaub mit ihren Eltern sich auf einem Marktplatz erinnert habe, dort schon einmal gewesen zu sein. Damals war sie sieben Jahre alt und der Marktplatz war der, auf dem Johanna von Orleans auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Ich sagte: „Na klar, ist doch komisch. Weshalb sind alle Leute, die sich an ihr früheres Leben erinnern können, eigentlich immer so verdammt wichtig gewesen? Und wieso sagt eigentlich kaum einmal jemand etwas negatives über sich? Wie zum Beispiel: Ich war ein Serienmörder…“ Und damit war die Grundidee geboren von Simon Sachs, dem zehnjährigen Jungen der glaubt, in einem früheren Leben gemordet zu haben und das in der Gegenwart beweisen kann.


Was hat sich in Deinem Leben in den letzten zwei Jahren verändert, wenn man mal „nur“ den Erfolg Deiner Bücher betrachtet. Ist Dein Leben nun komplett anders?
Nein, ich fahre immer noch Ferrari und wohne weiterhin in meiner 18-Zimmer-Villa im Grunewald (mein Standardscherz ;-) .
Ich glaube äußerlich betrachtet hat sich eine Menge verändert. Ich arbeite an zahlreichen Projekten, lerne, Autoren, Filmproduzenten, Schauspieler, Übersetzer, Lektoren ausländischer Verlage etc. kennen. Ich schreibe nicht mehr nur für mich allein im stillen Kämmerchen sondern habe feste Abgabetermine, Lesereisen, Messe- und Promotiontermine. Innerlich aber denke und hoffe ich, dass ich mich nicht verändert habe. Den größten Teil meiner Zeit sitze ich weiterhin allein am Schreibtisch oder denke nach.


Dein dritter Thriller „Das Kind“ sonnt sich gerade in dem bereits bekannten Ruhm, den bisher alle Deine Bücher genießen konnten. Neu bei diesem Buch war vorab das ARG (Alternate reality Game), bei dem Fiktion mit der Realität vermischt wurden und Du Leser durch ein Spiel zu Dir hingeführt hast. Wie bist Du auf diese grandiose Idee gekommen?
Ehrlich gesagt hatte nicht ich die Idee sondern der Marketingchef meines Verlages (Droemer Knaur) Klaus Kluge. Der hatte über die Agentur vm people von Thomas Zorbach von einer neuen Spielform im Internet gehört, einer Art interaktiven Schnitzeljagd für Erwachsene. Näheres dazu findet sich auf der website www.push11.com.


Arbeitest Du auch immer noch beim Berliner Radiosender? Wenn ja, wie bekommst Du dann den Job mit Deinen Vorlesungen unter einen Hut?
Indem ich bei dem Radiosender immer kürzer trete. Ich arbeite da jetzt als freier Mitarbeiter so oft wie möglich. Denn mittlerweile könnte ich zwar gut vom Schreiben leben – aber mein Job ist so etwas wie der Anker in der Realität für mich. Hier lerne ich Leute kennen, die mir am Schreibtisch nicht begegnen würden, ich besitze direkten Zugang zu Recherchequellen und alleine dafür, dass ich täglich die Polizeimeldungen durchgehen darf, müsste ich denen etwas zahlen. (Hoffentlich lesen die das jetzt hier nicht!)


Viele Deiner Leser haben nicht das Glück, dort zu wohnen, wo Du gerade Lesungen hältst. Da Du pc-technisch sehr interessiert scheinst, wäre es doch ein leichtes für Dich, ein oder zwei Lesungen mitfilmen zu lassen und die Videos dann auf Deiner Homepage zu veröffentlichen. Können Deine Fans damit rechnen, eines Tages eine komplette Lesung von zuhause aus beobachten zu können?
Sehr gute Idee. Ich habe mir bereits eine Digicam besorgt und werde das in Angriff nehmen. Leider komme ich nicht so oft dazu meine Website zu aktualisieren, wie ich es wollte - und wie Du das so toll auf Deiner Seite machst. Aber ich habe etwas zu viele Projekte angenommen (die machen alle so viel Spaß!), wie zum Beispiel drei Kurzgeschichten zusätzlich zum „Seelenbrecher“, meinen vierten Psychothriller, der diesen Herbst noch erscheint.


Du hast in den letzten Monaten sehr viele Lesungen gehalten. Hast Du Lampenfieber? Oder hattest Du dieses am Anfang und Dich mittlerweile daran gewöhnt, Deine Bücher vor vielen Menschen vorzulesen ?
Ja, ich bin immer sehr nervös und nein, gewöhnen kann man sich an so eine außergewöhnliche und schöne Situation nicht. Das wäre ja auch verdammt schade. Ich denke aber, ich habe ein Stadium erreicht, in dem man mir meine Nervosität nicht mehr anmerkt.


Welchen materiellen Wunsch hast Du Dir mit dem Honorar Deiner Bücher bereits erfüllt?
Einen größeren Schreibtisch und ein schönes Leiterregal. Ach ja, und eine wii-Station, weil ich dachte, das wäre auch eine Form von Sport. Hat sich aber noch nicht auf meine Kondition ausgewirkt, vielleicht hole ich mir jetzt noch das neue Fitness Tool.


Und welcher Wunsch steht noch aus?
Ich liebäugele mit einem elektronischen Drum-Set von Roland. Die Schlagzeugexperten wissen, dass das TD 20 so verdammt gut, aber leider auch sehr teuer ist. Und da ich darauf vermutlich so häufig spielen würde, wie ich Blog-Einträge auf meiner Website verfasse, wäre das eine verdammt unvernünftige Ausgabe. Aber meine Nachbarn würden es mir danken, denn E-Drums kann man ja auf dem Kopfhörer spielen …


Was sind Deine schriftstellerischen Ziele für die nächsten Jahre?
Ich habe keine Ziele, die sich in Bestsellerlistenpositionen oder gewonnenen Preisen messen lassen. Natürlich hoffe ich, dass es immer so weiter geht, auch wenn ich weiß, dass keine Aktie nur nach oben steigen kann. Mein Ziel ist ganz einfach: Ich will so viele Ideen wie möglich verwirklichen. Das ist der Grund, warum ich so oft und so viel wie möglich schreibe – ich habe einfach Angst, dass das Leben zu kurz ist und eine gute Idee auf der Strecke bleiben könnte. Als nächstes versuche ich mich in einer Thriller-Reihe, die spätestens 2010 starten soll.


Welche Bücher hast Du in den letzten zwei Jahren selber gelesen, die Du nun den Lesern von Kossis Welt auf jeden Fall empfehlen möchtest? (Natürlich erst, nachdem sie DEINE Bücher gelesen haben!;-) ? )
Die Antwort mache ich mir ganz einfach und verweise auf meine Website www.sebastianfitzek.de. Dort habe ich im Blog „Was liest eigentlich ein Autor“ die Bücher aufgelistet, die mich im letzten Jahr bewegt haben.


Inzwischen arbeitest Du bereits an Deinem 4. Thriller, welcher im Herbst 2008 unter dem Namen „Der Seelenbrecher“ erscheinen wird. Auch da möchten wir gerne wissen, wie die Idee zu diesem Buch entstanden ist.
Das darf ich leider nicht sagen, weil ich sonst das Ende vorweg nehmen würde. Aber die Inhaltsangabe liest sich wie folgt:
Drei Frauen - alle jung, schön und lebenslustig - verschwinden spurlos. Nur eine Woche in den Fängen des Psychopathen, den die Presse den Seelenbrecher nennt, genügt: Als man die Frauen wieder aufgreift, sind sie verwahrlost, psychisch gebrochen - wie lebendig in ihrem eigenen Körper begraben. Kurz vor Weihnachten wird der Seelenbrecher wieder aktiv, ausgerechnet in einer psychiatrischen Luxusklinik. Ärzte und Patienten müssen entsetzt feststellen, dass man den Täter unerkannt eingeliefert hat, kurz bevor die Klinik durch einen Schneesturm völlig von der Außenwelt abgeschnitten wurde. Verzweifelt versuchen die Eingeschlossenen einander zu schützen - doch in der Nacht des Grauens, die nun folgt, zeigt der Seelenbrecher, dass es kein Entkommen gibt ...

„Der Seelenbrecher“ ist übrigens (abgesehen von der Rahmenhandlung) eine Echtzeit-Geschichte. Statt der Kapitelüberschriften gibt es Uhrzeiten. Das gesamte Grauen spielt sich in nur wenigen Stunden ab …


Arbeitest Du bereits an einem Plot zu einem 5. Buch?
Na klar. Plotten ist ja mein Hobby ;-) Das 5. Buch trägt den Arbeitstitel „Splitter“.


Was war Dein bisher schönstes Erlebnis im Bezug auf den Erfolg Deiner Bücher?
Dass mir eine Sprachtherapeutin schrieb, sie würde mit ihrer Erwachsenengruppe meine Bücher lesen. Die Schüler, die alle an einer Leseschwäche leiden, wären zum ersten Mal bereit, ein Buch freiwillig lesen zu wollen, da sie es so verdammt spannend finden.


Gab es auch nicht so schöne Erlebnisse?
Die Panik, die mich auf der Autobahn im Stau befiel, weil ich dachte, ich würde die Lesung in Hannover nicht rechtzeitig schaffen.


Hattest Du schon mal eine Schreibblockade oder schreibst Du Deine Bücher so ziemlich „in einem Rutsch“ runter?
Ich habe eher Denkblockaden und weiß nicht, wie die Story weitergehen soll. Die dauern manchmal Wochen, aber bisher hat sich der Knoten immer gelöst. Wenn ich beim Schreiben merke, dass ich hänge, springe ich immer zu einem Kapitel nach vorne, auf das ich mich schon die ganze Zeit freue. Ich nenne diese Kapitel „Motivationskapitel“. Denn meistens finden die sich nicht im fertigen Buch wieder. Sie haben mir einen Motivationsschub gegeben, wieder zurück zu springen und dort weiter zu schreiben, wo ich aufgehört habe. Aber danach entwickelt sich die Geschichte oft ganz anders und ich gelange nie wieder zu dem Kapitel, das ich vorgezogen habe.


Was machst Du am liebsten in Deiner Freizeit?
Über neue Buchideen nachdenken und mit guten Freunden essen gehen.


Du schreibst unter anderem auch bei dem Droemer-Projekt „Killer Club“ mit. Gab es bereits ein Treffen der diversen Autoren oder kennt Ihr Euch gar nicht persönlich?
Ich hatte die schöne Gelegenheit, Andreas Franz auf der Buchmesse kennen zu lernen. Aber das geschah unabhängig vom Killer Club.


Du bekommst sicher sehr viel Leserpost. Beantwortest Du alle Mails? Gibt es nur positive Resonanz oder schreiben Dir auch enttäuschte Leser?
Ja, ich versuche alle Mails so schnell als möglich zu beantworten. Sie sind zu 99 % positiv, aber natürlich gibt es auch kritische Anmerkungen. Die Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden. Außerdem bitte ich in meinen Danksagungen ja nicht um Lobhudelei sondern um ein ehrliches Feedback. Denn nur das hilft mir weiter, mich zu verbessern.


Der Blog auf Deiner Internetseite ist sehr beliebt. Hast Du geplant, ihn demnächst auszuweiten und mehr zu schreiben?
Ja, wie gesagt, ich würde gerne mehr schreiben, sobald ich die Zeit dazu finde. Ich werde mich aber wieder mehr am Riemen reißen.


Was wirst Du in Deinem diesjährigen Urlaub machen, sofern es ihn bei Deinem vollen Terminkalender überhaupt gibt?
Den Urlaub habe ich schon hinter mir – acht Tage Provence, aus der ich gerade zurück komme. Es war traumhaft. Wir sind einfach durch die Gegend gefahren und hatten keinen Plan. Das erste Hotel, in das es uns dann verschlug, war so gruselig, dass ich es gleich in einer Kurzgeschichte verarbeiten werde: Ein Mann auf der Durchreise ist froh, in einer heruntergekommenen Absteige das letzte Zimmer bekommen zu haben. Er ist hundemüde, hat aber eine Angewohnheit: er liest vor dem Einschlafen immer ein paar Seiten, doch jetzt hat er kein Buch dabei. Also greift er sich die Bibel im Nachttisch. Kurz bevor ihm die Augen zufallen wollen, fällt ein kleiner Zettel aus den Seiten heraus – auf dem steht: „Nicht einschlafen – oder sie bringen dich um …“
Aber das ist vielleicht das Thema eines anderen Interviews ;-)


Die Fragen wurden wie immer gemeinsam mit den Lesern von Kossis Welt ausgearbeitet. Auch diesmal hat es mir wieder verdammt viel Spaß gemacht, mit Dir Sebastian dieses Interview zu führen. Ich finde es grandios, dass Du "in echt" gar nicht so thrillig und gefährlich bist wie Deine Bücher, sondern der humorvollste Autor, den ich kenne :-) Ich freu mich schon auf den "Seelenbrecher" und wünsche Dir auch weiterhin viel Erfolg mit Deinen Büchern. Und bleib bitte so "nahbar", denn das macht Dich so unheimlich nett!!


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