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Luftholen Luftholen
von Oliver Wnuk
256 Seiten - Fischer
ISBN: 3810523828
Meine Bewertung bei Amazon:

Kurzbeschreibung lt. amazon.de:

Josch ist Schwimmmeister.

Seit er denken kann, hat ihn das Wasser fasziniert. Am Beckenrand kennt er sich aus, hier weiß er, was

zu tun ist. Aber in seinem eigenen Leben weiß er das schon lange nicht mehr. Seit seine Frau ihn

verlassen und den gemeinsamen Sohn mitgenommen hat, findet er nur noch Halt im Alltäglichen.

Aber als er der 14jährigen Leonie, die jeden Tag ihrer Sommerferien an seiner Seite verbringt, im

entscheidenden Moment nicht helfen kann, bleibt ihm keine andere Wahl mehr. Josch muss sich dem Leben

stellen. Und so nähert er sich der blinden und lebensfrohen Maria an und begibt sich schließlich mit

ihr zusammen auf eine ungewisse Reise: eine Suche nach seinem Sohn, der Wahrheit und dem Leben

überhaupt. Endlich geht er den Weg, den er sich nie traute zu gehen.


Meine Empfehlung:

Wie soll man LUFTHOLEN,

wenn einem das Wasser bis zum Halse steht?

Diese Frage stellte ich mir ab und zu während des Lesens und ertappte mich selber dabei, dass ich an

einigen Stellen dieses Buches fast vergaß, zu atmen.

Nachdem ich schon vom Debüt des Autors (Wie im richtigen Leben) sehr begeistert war, freute ich

mich, als ich erfuhr, dass es ein neues Buch von ihm gibt. Während mich sein erstes Buch überwiegend

durch den Humor bestach, so ist diese Geschichte doch ganz anders. Ich möchte sie eigentlich auch

gar nicht 'Roman' nennen, sondern eine Erzählung, die dem Leser Einblick gewährt in das Leben von

Josch, der als Bademeister in einem Schwimmbad sein Geld verdient und sich um das Wohlergehen seiner

Gäste kümmert. Vor allem um die 14jährige Leonie, die alles dafür geben würde, dass er ihr das

Tauchen beibringt. Man spürt, dass die beiden sich mögen und fragt sich ab und zu, wie weit diese

Freundschaft wohl geht. Doch Josch scheint keine Hintergedanken zu haben, außer dem, dass Leonie

ungefähr so alt ist wie sein Sohn Louis, den er schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat, weil seine

Ex-Frau Josch mit dem Sohn verlassen hat.

Als eines Tages ein großes Unglück passiert, scheint Josch den Boden unter seinen Füßen komplett

verloren zu haben und für ihn gibt es keine andere Möglichkeit, als vor all seinen Problemen zu

fliehen. Genauso, wie er es anscheinend sein Leben lang bereits getan hat ... doch dann tritt Maria

in sein Leben, die trotz Blindheit vielleicht in der Lage ist, ihm die Augen zu öffnen und ihm sein

eigenes Leben aufzuzeigen.

Besonders imponiert hat mich an diesem Buch, dass die Geschichte ganz leise und zart erscheint,

obwohl die Dinge, die darin passieren, alles andere als das sind. Es liest sich wie ein warmer

Sommerregen, bei dem man das Gewitter schon erahnt und Angst hat, das schützende Zuhause nicht mehr

schnell genug erreichen zu können. Ich fand es ganz wunderbar, dass der Autor Dinge in dem Buch

eingebracht hat, über die ich zuvor nie nachdachte, die mich aber jetzt kaum noch loslassen. Als

kleines Beispiel möchte ich den Vergleich zwischen Hund und Katze und dem Menschen aufzeigen.

Während Menschen immer nach Glück und Erfüllung streben und viele Dinge fast 'totdenken' um ihr Ziel

zu erreichen, so ist es für die Tiere nur wichtig, sich das zu holen, was ihnen gut tut.

Zitat Seite 137: "Sie [die Katze] handelt nach ihrem Instinkt. Das ist das Natürlichste überhaupt

aber für uns stellt sich unser Verstand, unser Ich-Gefühl, als unser schwierigstes Unterfangen

heraus. Wir ersticken in der Falschheit unserer Moralvorstellungen." Ich habe lange über diesen

Absatz nachgedacht und erkannt, wie stimmig dieser Vergleich doch ist. Von diesen Momenten gibt es

so einige im Buch und ich liebe es einfach, wenn Geschichten mich auf Gedanken bringen, die ich

zuvor nie hatte.

Im letzten Kapitel lief mir eine einzelne Träne die Wange hinunter. Sie lief aus meinem linken Auge,

bahnte sich einen Weg über meine Wange und tropfte am Ende auf die letzte Seite dieses Buches. Ich

glaube, dass ich Josch diese Träne 'schuldig' war und ich bin mir sicher, dass sie aus meinem Herzen

kam und in seines wollte ... und dann konnte ich endlich ... Luftholen!



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