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Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims
von Annabel Pitcher
224 Seiten - Goldmann
ISBN: 3442312531
Meine Bewertung bei Amazon:

Kurzbeschreibung lt. Klappentext:

Seit der zehnjährige Jamie das Spider-Man-T-Shirt von seiner Mutter geschenkt bekommen hat, wartet er nur darauf, dass sie ihn besucht und ihn darin bewundert. Schließlich hat sie das versprochen. Aber wie so vieles, was Erwachsene sagen, war auch das eine Lüge. Genauso wie jeder nach dem Tod seiner Schwester Rose beteuert hat, dass alles wieder gut werden würde. Stattdessen ist es eigentlich nur schlimmer geworden. Sein Vater trinkt und versinkt in Trauer. Seine Mutter ist verschwunden und meldet sich nicht mehr. Und seine Schwester hat beschlossen, nicht mehr zu essen. Dabei will Jamie nur, dass seine Familie wieder zueinander findet. Doch dann freundet er sich in der Schule mit Sunya an, und plötzlich nimmt sein Leben eine ganz andere Wendung.


Meine Empfehlung:

Von der Liebe, der Trauer und dem Loslassen

Der Titel klingt lustig und das Cover gaukelte mir auf den ersten Blick einen 'Frauenroman' vor. Die Inhaltsangabe versprach allerdings etwas ganz anderes und genau das machte mich neugierig auf's Buch.

Der Ich-Erzähler Jamie ist 10 Jahre alt und hat eine 15jährige Schwester. Jas ist die Zwillingsschwester von Rose. Rose ist fünf Jahre zuvor bei einem Bombenanschlag in London ums Leben gekommen und Jamies komplette Familie scheint mit diesem Verlust nicht klar zu kommen. Seine Eltern haben sich getrennt, sein Vater ist Alkoholiker geworden, die Mutter hat die Familie zurückgelassen und Jas tut alles dafür, nicht mehr so auszusehen wie früher, denn sie sah aus wie Rose.

Nur Jamie schafft es nicht, um Rose zu trauern, deren Asche in einer Urne auf dem Kaminsims steht. Seit ihrem Tod hat er keine Träne vergossen und fühlt sich in seiner 'Familie' ziemlich alleingelassen.

Jamie ist mir sofort ans Herz gewachsen. Ich liebte seine Gedankengänge, die einerseits kindlich sind, andererseits sehr viel Tiefe zeigen, die ihm selber gar nicht bewusst wird. An vielen Stellen des Buches wollte ich mich um ihn kümmern, ich wollte für ihn da sein, ihn in den Arm nehmen, ihn beschützen und ihm ein wenig die Welt erklären. Ich wollte für ihn die Vaterrolle übernehmen, denn der Vater im Buch kümmert sich nicht um seine Kinder. Ich wollte für ihn die Mutter sein, die er so schrecklich vermisst und die sich einen Teufel um ihre Kinder schert. Ich wollte die Tränen vergießen, die er nicht vergießen konnte und tat es am Ende auch.

In diesem Buch geht es um Liebe, Trauer, Hoffnung, Loslassen und das Erkennen dessen, was im Leben wichtig ist. Was wahr ist. Und was falsch. Und das etwas Falsches vielleicht manchmal etwas Richtiges bewirken kann.

Eines dieser leisen Bücher, das deine innere Stimme zum Schreien bringt, die der Leser aber nur dann hört, wenn er sich komplett auf die Geschichte einlassen kann. Schwer fiel es mir am Ende dann auch, das Buch loszulassen. Jamie gehen zu lassen und nicht zu wissen, wie er sein Leben fortan führen wird. Ein sicheres Zeichen dafür, dass das Buch dort bei mir angekommen ist, wo es wahrscheinlich von der Autorin absichtlich hinführen sollte. Ins Herz.

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