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Siebzehn Silben Ewigkeit Siebzehn Silben Ewigkeit
von Denis Thériault
160 Seiten - dtv
ISBN: 3423247436
Meine Bewertung bei Amazon:

Kurzbeschreibung lt. amazon.de:

Bilodo, ein junger Postbote aus Montreal mit einer Vorliebe für Kalligraphie, geht seinem Beruf voller Leidenschaft nach: Heimlich öffnet er abends über Wasserdampf handgeschriebene Briefe und träumt sich in fremde Lebenswelten. Eines Tages stößt er auf die ungewöhnliche Korrespondenz zwischen Professor Grandpré und Ségolène, einer Lehrerin aus Guadeloupe, die sich Gedichte schicken. Bilodo verliebt sich in Ségolène. Als Grandpré bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, ersinnt Bilodo einen waghalsigen Plan: Will er den Kontakt zu Ségolène nicht abreißen lassen, muss er in die Identität des anderen schlüpfen und lernen, wie man mit siebzehn Silben die Ewigkeit einfängt ...


Meine Empfehlung:

Poesie extrem

Bilodo ist 27, Postbote und in seinem Leben sehr sehr einsam. Er weiß, dass er gegen das Briefgeheimnis verstößt und dennoch nimmt er sich jeden Tag nach der Arbeit Briefe von fremden Menschen nach Hause, um sie über Wasserdampf zu öffnen und zu lesen. Irgendwann findet er in diesem Sammelsurium Briefe von Ségolène aus Guadeloupe, die ganz besondere Briefe an einen Professor namens Gradnpré schreibt. In diesen Briefen ist immer nur ein Haiku vorhanden. Haikus gehören einer japanischen Gedichtkunst an, die in einem ganz bestimmten Silben-Rhythmus geschrieben werden. Zunächst kennt Bilodo sich noch nicht damit aus, aber er eignet sich durch Fachliteratur nach und nach das Wissen zu diesem Gebiet an.

Schon bald merkt er, dass er sich in die Absenderin verliebt und macht sich auf den Weg zu Grandpré, den er allerdings nur kurz sieht, bevor dieser einem Unfall erliegt. Von da an ändert sich das Leben von Bilodo komplett. Gefangen in einer Art Obsession geht er nicht mehr arbeiten, vernachlässigt die handvoll Freunde, die er hat und tut alles dafür, dass der Briefkontakt zwischen Ségolène und Grandpré nicht abreißt. Er befasst sich so sehr mit der Schreibkunst, dass auch er sie sich aneignet und der Leser gerät in den gleichen Wahn wie Bilodo, denn von Seite zu Seite möchte man wissen, wie es denn nun weitergeht mit der Liebe, die nicht so ganz einseitig zu sein scheint.

Denis Thériault hat mit dieser Geschichte ein Feuerwerk der lyrischen Poesie entfacht, die man sicherlich mehr zu schätzen weiß, wenn man sich selber mit der Kunst der Lyrik beschäftigt. Doch auch Leser, die zuvor nicht wußten, was ein Haiku ist, werden im Zusammenspiel zwischen Worten und Emotionen von dem Sog erfasst, den Thérualit dem Protagonisten Bilodo mit auf den Weg gibt.

Eine sehr anrührende, liebevolle Geschichte, dessen Ende so nicht vorhersehbar ist und sicherlich in den phantastischen, wie auch philosophischen Bereich eingreift, die Story an sich aber letzten Endes rund macht. Ein sehr schönes Buch für zwei poetische Stunden, in denen man sich mit dem Gefühl der Liebe, die man zu Menschen haben kann, obwohl man sie gar nicht persönlich kennt, auseinandersetzt.

'Gut gegen Nordwind' in 'Poesie extreme'. Chapeau!

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