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Die Madonna von Murano Die Madonna von Murano
von Charlotte Thomas
1040 Seiten - Ehrenwirth
ISBN: 3431036996
Meine Bewertung bei Amazon:

Kurzbeschreibung lt. Rückentext:

Venedig im Jahre 1475: Die Stadt feiert Karneval. In den verwinkelten Gassen der Serenissima versucht eine junge Frau verzweifelt ihren Verfolgern zu entkommen. Sie ist hochschwanger und sie weiß, die drei maskierten Männer wollen ihren Tod. Die Häscher holen sie ein, doch bevor sie stirbt, bringt sie das Kind zur Welt....

So beginnt das Leben von Sanchia, Ziehtochter des Glasmachers, die schon in ihrer frühen Jugend von der gefährlichen Vergangenheit ihrer Mutter eingeholt wird. Als sie Jahre später mit Lorenzo, dem wohlhabenen Spross eines Patriziers, eine verbotene Affäre beginnt, spitzen sich die Ereignisse auf dramatische Weise zu....


Meine Empfehlung:

Ein Muss für jedes Leseherz

Während des Karnevals in Venedig im Jahre 1475 erblickt die kleine Sanchia das Licht der Welt. Kein Zuckerschlecken ist dieser Beginn ihres Lebens, denn ihre leibliche Mutter kommt bei der Geburt ums Leben.

Der Glasmacher Piero und seine Frau Bianca nehmen sich der Kleinen an, doch auch ihnen werden Schicksalsschläge zum Verhängnis, die dazu führen, dass Sanchia eines Tages in ein Kloster umgesiedelt wird. Dort lernt sie Eleonora kennen, die Vertraute, Freundin und Familie für sie wird. Im Kloster erlernt sie die Tätigkeit der Hebamme und Heilerin. Viele dieser medizinischen Tätigkeiten werden sehr ekelerregend dargestellt. Aber genau an dieser sehr detailgetreuen und interessant beschriebenen Vorgehensweise erkennt der Leser, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat. Nicht nur, was die üblichen Belange des Mittelalters (Pest, Morde, geschichtliche Hintergründe usw.) angeht, sondern eben auch, was die Heilung von Krankheiten und die Geburtsmethoden von damals betrifft.

Sehr interessant finde ich auch die Beschreibung der Tätigkeit des Glas- und Spiegelmachers. Bisher habe ich in keinem historischen Roman über diesen Beruf gelesen und fand es sehr gut, einen Einblick in diese Branche zu bekommen.

Als Sanchia eines Tages Lorenzo kennen lernt, forscht sie ihrer eigenen Vergangenheit hinterher und stößt dabei auf sehr dubiose Machenschaften. Warum hatte ihre Mutter Feinde und warum sind sie nun auch Sanchia auf der Spur? Und was hat die Haarfarbe der Protagonistin für eine Bedeutung? Das Geheimnis wird erst ganz am Ende des Romans gelüftet und schon allein deshalb kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen, wenn man einmal damit begonnen hat. Immer wieder streut die Autorin kleine Andeutungen und Geheimnisse fast unscheinbar und nebenbei in den Lesefluss hinein, die aber immer doch die Frage mitschwingen lassen nach dem „Warum“ und „Wie geht es weiter?“

Dieses Buch war nach dem Roman „Die Lagune des Löwen“ der zweite Roman von Charlotte Thomas, den ich gelesen habe. Erschienen sind sie allerdings in umgekehrter Reihenfolge, aber da jedes Buch für sich steht, ist es nicht wichtig, welchen Roman man zuerst liest. Genau wie bei dem Lagunenroman hat mich dieses Buch von der ersten Seite an gefesselt. Charlotte Thomas schreibt sehr flüssig und so plastisch, dass man sich die Protagonisten sehr schnell bildlich vorstellen kann und gemeinsam mit ihnen Seite an Seite über mehr als 1000 Seiten in das Venedig der damaligen Zeit abtaucht.

Man merkt beim Lesen, wie viel Herzblut die Autorin in die Handlung und vor allem in ihre Personen gelegt hat. Ich ziehe den Hut vor dem Talent, einen Leser über so viele Seiten an ein Buch zu kletten. Wenn ich einmal keine Zeit hatte, weiter zu lesen, habe ich oft an Sanchia und ihre Wegbegleiter gedacht und über deren Schicksal sinniert. Und auch jetzt, nachdem ich das Buch zugeschlagen habe, werden mich die Personen sicher noch eine ganze zeitlang begleiten.

Auch erwähnen möchte ich die wundervollen Zeichnungen von Jan Balaz. Ich habe diese Seiten nicht einfach so weitergeblättert, sondern sie mir stets ganz genau angeschaut. Es ist schon Wahnsinn, wozu dieser Künstler fähig ist, denn die Zeichnungen sind so detailgetreu und filigran gezeichnet, dass man wirklich nur staunen kann.

Auf der Homepage der Autorin habe ich gelesen, dass ein dritter historischer Roman bereits fertig geschrieben ist und auf den Druck wartet. Ich stelle mich gern in der Schlange an, das Buch direkt am Erscheinungstermin lesen zu wollen. Und auch wenn ich Autoren ungern miteinander vergleiche, da doch jeder von ihnen seinen eigenen Schreibstil hat, so muss ich es in diesem Fall dennoch tun: Wer die historischen Roman von Ken Follett und Rebecca Gablé liebt, darf an Charlotte Thomas auf keinen Fall vorbeigehen.

Alles in allem handelt es sich bei diesem Buch um einen rundum sehr gut gelungenen historischen Roman, der lebhafter und liebevoller kaum sein könnte und bei dem man sich selbst nach 1028 noch wünscht, er würde nie enden. Und wieder einmal hat Charlotte Thomas mit ihren erfundenen Protagonisten für mich persönlich Freunde geschaffen, die einen Platz in meinem Leseherzen gefunden haben.

Bleibt am Ende nur noch eine Frage: Wann werden die Bücher von Charlotte Thomas verfilmt?

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