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Die Lagune des Löwen Die Lagune des Löwen
von Charlotte Thomas
960 Seiten - Ehrenwirth
ISBN: 3431037445
Meine Bewertung bei Amazon:

Kurzbeschreibung lt. amazon.de:

Venedig zu Beginn des 16. Jahrhunderts. In den Gassen der Lagunenstadt begegnen sie einander zum ersten Mal - Laura, die vor den Nachstellungen ihrer Feinde flieht, und Antonio, der sich mit Diebstählen über Wasser hält. Von Anfang an fühlen sie sich trotz aller Gegensätze zueinander hingezogen. Und beide sind erfüllt von der Sehnsucht, Not und Armut hinter sich zu lassen. In den folgenden Jahren kreuzen sich Lauras und Antonios Wege immer wieder, und ihre Begegnungen sind geprägt von tödlichen Intrigen und verzehrender Leidenschaft. In der von Sinnenfreude überbordenden Lagunenstadt treffen sie auf Maskenträger und Meuchelmörder, Gaukler und Genies. Zwischen Licht und Schatten wandelnd, begeben sie sich auf abenteuerliche Streifzüge und trotzen verhängnisvollen Gefahren. Triumphe kennzeichnen ihren Lebensweg ebenso wie bittere Niederlagen, doch am Ende dieses wechselvollen Spiels gibt es für sie beide nur ein Ziel - den Sieg über ihre Vergangenheit.


Meine Empfehlung:

Die Geschichte dieses wunderschönen historischen Romans beginnt 1502, als das junge Mädchen Laura mit ansehen muss, wie ein Sklavenmord geschieht. Sie beobachtet einen kleinen schwarzen Jungen, der vor einem Überfall fliehen kann. Dass dieser Junge eines Tages zu ihren Freunden zählen wird, genauso wie Antonio, den sie einige Zeit später kennenlernt, weiß Laura zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Das Leben von Laura erfährt einen tragischen Wandel, als ein großer Unbekannter Unglück über ihre Familie bringt. Doch sie läßt sich nicht unterkriegen, bekommt ihr Leben in den Griff und immer wieder trifft sie auf Carlos und Antonio. Gemeinsam müssen sie stehlen um zu überleben, erleben schöne Dinge, aber auch sehr grausame. Das Leben beschert ihnen Trennungen, führt sie aber auch immer wieder zusammen. Viele Schicksalsschläge müssen sie in Kauf nehmen. Mir ist nicht selten fast das Herz stehengeblieben, wenn ein schreckliches Unglück über die Familie und deren Freunde hereinbrach oder ein liebgewonnener Mensch starb.

Wir finden in diesem Roman vieles, was es an historischen Dingen zu erzählen gibt. So kommen unter anderem Themen wie Hurerei, Mord, Betrug, Krieg, die Pest aber eben natürlich auch Liebe, Trauer, Freundschaft darin vor.

Charlotte Thomas hat es geschafft, mich von der ersten Seite an mit diesem Buch in ihren Bann zu ziehen. Sie versteht es, immer wieder kleine Geheimnisse aufzuwerfen, die die Spannung in diesem Buch erhöhen. Manchmal sind es scheinbar belanglos eingeworfene Sätze, die im Laufe der Handlung aber immer mehr an Wichtigkeit zunehmen. Und manchmal sind es ganz direkt geschriebene Andeutungen, bei denen ich am liebsten schnell weitergeblättert hätte, um zu sehen, was es damit auf sich hat.

Die ganze Zeit stellt man sich die Frage, warum das Schicksal von Laura so ist, wie es ist. Wer hat die Fäden in der Hand und wer weiß etwas darüber? Dass die Geheimnisse am Ende des Buches aufgeklärt werden, versteht sich von selbst. Es wäre kein gutes Buch, wenn der Leser am Ende noch Fragen offen hätte. Aber dass die Antworten dann so sind, wie sie letztendlich sind, habe ich nicht geahnt. Man überlegt sich ja als Leser schon die ganze Zeit, was es mit all diesen kleinen Geheimnissen auf sich hat, aber ich wurde doch desöfteren in die Irre geleitet.

Ich habe beim Lesen einige Male geschmunzelt, oft geschluckt und mit offenem Mund weitergelesen. An einer gewissen Stelle, die ich hier natürlich nicht beschreiben werde, hatte ich das Gefühl, ich hätte Herzklopfen, so nah war ich am Geschehen. Und natürlich habe ich auch geweint. Die Krönung ist das Nachwort der Autorin am Ende des Buches. Ich möchte gerne einen Satz daraus zitieren, der mich letztendlich dazu gebracht hat, dass mir die Tränen nur so die Wangen hinunterliefen. Frau Thomas schreibt über die Personen in ihrem Buch:

"Ich habe sie geliebt und mit ihnen gelitten und kann mich nur schwer von ihnen verabschieden; erleichtert wird mir Letzteres nur durch die Vorstellung, dass ich sie nicht ins Leere entlasse, sondern in eine Welt, wo auch andere sie lieb gewinnen mögen - meine Leser."

Frau Thomas, seien sie sich sicher: In meinem Herzen haben Laura und Antonio einen Platz eingenommen, den ihnen niemand mehr streitig machen kann. Wenn Menschen und deren Leben so bildhaft geschildert werden, mit einem Schreibstil, der einen so dermaßen fesselt, dass man dieses dicke Buch überall mit hinnehmen möchte, dann kann man es letztendlich nur dann zuklappen, wenn man weiß, man hat die Freunde, zu denen die Protagonisten wurden, ins Herz geschlossen.

Wer "Angst" vor solch dicken Büchern hat und sich deshalb vielleicht noch nie an einen historischen Roman getraut hat, sollte diese Hemmung schleunigst ablegen. Die 960 Seiten hätte ich gerne noch in doppelter Ausführung weitergelesen. Schöne Geschichten dürften nie enden.

Auch für "Lese-Anfänger" von historischen Romanen ist dieses Buch sehr gut geeignet. Man benötigt nicht unbedingt geschichtliche Vorkenntnisse, wird aber dennoch sehr gut über die damaligen Vorkommnisse rund um Venedig unterrichtet.

Alles in allem: Ein sehr gelungener historischer Roman. Das andere Buch der Autorin ("Die Madonna von Murano") steht ganz oben auf meinem Wunschzettel und ich werde es mir demnächst zulegen. Aus ihrem Blog auf ihrer Internetseite weiß ich, dass sie derzeit dabei ist, ihren dritten historischen Roman zu schreiben und ich wünsche mir, dass sie nie aufhört, sich in diesem Genre zu bewegen.

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