Interview mit Stefan Fischer








Stefan Fischer
Stefan Fischer lebt, leidet und liebt in Cham/Oberpfalz, wo er im Feb. '76 geboren wurde. Bisher sind von ihm neben dem Entwicklungsroman 'Das Mondgeheimnis' auch einige Kurzgeschichten und Gedichte in Anthologien und Zeitschriften erschienen. Momentan arbeitet er an seinem Zweitling 'Die Gestoßenen' - einem grotesken Fantasyroman.

Autorenhomepage: http://www.quidam.de.vu/

Bisheriger Debüt-Roman:
"Das Mondgeheimnis"
ISBN: 3938882255, Lerato Verlag
Erschienen 2006




Lieber Stefan, „Das Mondgeheimnis“ ist Dein erster Roman. Wie bist Du auf die Idee zu diesem Inhalt gekommen?
Ich hatte eine kurze, aber intensive Beziehung zu einer Frau, die bildhübsch war, aber sich vor sich selber geekelt hat. Das war mir ein Rätsel – und inspirierte mich zu diesem Roman.


Hast Du Dich vorher schon mit der Schreiberei beschäftigt? Gibt es bereits andere Veröffentlichungen von Dir?
Im Januar `97 starb meine Mutter an einem Gehirntumor. Das Schreiben war mir eine Therapie. Hinzu kam, dass ich mich durch das Schreiben kennen lernen konnte. Philosophische Gedanken mit Metaphern dargestellt. Daraus entstanden dann zwei Lyrikbändchen im Selbstverlag. Etwa tausend Stück konnte ich davon absetzen und mein Glück war, dass ich dafür viel Lob bekommen hab, denn ansonsten hätte ich das Schreiben aufgegeben.

Richtige Veröffentlichungen kann ich noch nicht viele vorweisen. Und darüber bin ich nicht sonderlich traurig – da ich erst zu meinem Stil finden musste. Zu empfehlen wäre aber die Anthologie „Der Tod aus der Teekiste“ mit vielen originellen und skurrilen Geschichten. Meine handelt z.b. davon, wie Jesus vom Kreuz herabsteigt, weil er mich um etwas bitten möchte …

Ansonsten eben zwei, drei Gedichte und einige Kurzgeschichten in Zeitschriften.


Der Roman spielt in der Tschechei. Warum hast Du gerade dieses Land als Spielstätte Deines Romans gewählt?
Ich wohne nur wenige Minuten von dem Land entfernt, arbeite und fussballere mit etlichen Tschechen zusammen und dachte mir, dass mir die Geschichte dort ganz gut gefallen würde. Zudem wollte ich eine Stadt komplett erfinden und da bot sich ein fremdes Land eben besser an.


Kennst Du in Deinem privaten Umfeld Menschen, denen Dinge passiert sind, wie Du sie in Deinem Buch beschreibst? Wenn nicht, warum konntest Du Dich so gut in Alena hineinversetzen und die Dinge, die dort geschehen so gut beschreiben?
Ich kenne etliche Frauen, die missbraucht und vergewaltigt wurden. Und ich glaube, dass viele Leute solche Frauen kennen, aber nichts von deren Schicksal wissen. Bevor ich mich mit diesem Thema beschäftigt hab, war ich auch unbedarft und naiv. Kindesmissbrauch? Konnte man sich nicht vorstellen. Dass sehr viele Menschen davon betroffen sind (auch Männer) war für mich eine schockierende Erkenntnis.

Die besagten Romanszenen sind wohl deshalb so authentisch, weil ich sie von betroffenen Frauen kritisieren ließ.


Wie lange hat es gedauert, von der Idee zu diesem Buch bis zur endgültigen Manuskript-Einreichung.
Etwa fünf Jahre. Und das war gut so. Ich bin froh, um jede Absage, denn ich war noch nicht so weit und wäre jetzt unglücklich, wäre der Roman früher veröffentlicht worden. Ich hab mich zwar wieder weiter entwickelt und würde ein paar Sachen nun etwas anders schreiben, aber in diesem Roman ist klar meine Handschrift zu erkennen, zwar noch etwas zittrig, aber erkennbar. Und die letzten Jahre hab ich gebraucht, um eben zu meinen Stil, zu meiner Handschrift zu finden, weil ich mich ausprobieren musste. Oder anders gesagt: Ich hab den Roman etliche Male umgeschrieben. Würde ich ihn heute schreiben, bräuchte ich etwa ein Jahr.


Wie ist die Zusammenarbeit zum Lerato-Verlag entstanden?
Ich hab Kati Ohst – die zusammen mit Daniel Mothes den Verlag führt – eine kurze Textprobe geschickt. Daraufhin forderte sie weiteres Arbeitsmaterial an, und nach wenigen Wochen bekam ich eine Absage.

In weiteren Gesprächen stellte sich heraus, dass sie im Grunde angetan war und doch ein Problem mit gewissen Darstellungsweisen hatte. Die Kritik war mir ein Meilenstein in meiner Entwicklung. Den Roman hab ich dann (mal wieder) auf den neuesten Stand gebracht, und das führte dann zu einem Verlagvertrag.

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass der Lerato-Verlag, auch wenn es sich dabei ‚nur’ um einen Kleinverlag handelt, das Beste ist, was mir passieren konnte.


Konntest Du das Buch „in einem Rutsch“ durchschreiben? Ich weiß aus Erfahrung, dass man manchmal eine tolle Idee hat, einen Roman zu schreiben und man ist ganz wild drauf, alles zu Papier zu bringen und schreibt sich dann plötzlich in eine Sackgasse. Ist Dir dieses Phänomen bekannt, oder hattest Du vorher ein Script an welches Du Dich gehalten hast?
Das Grundgerüst hat eigentlich von Anfang an gepasst, sprich die Handlung. Einige Figuren haben sich erst nach Jahren entwickelt und ich hatte ziemliches Glück, dass sie dennoch in den Plot gepasst haben. Umgeschrieben habe ich den Roman dennoch unzählige Male, eben weil es Jahre dauert, bis man zu seinem Stil findet – wenn man ihn findet.


In dem Roman lernen wir unter anderem die Protagonisten Alena, Vlado und Ondrej kennen. In welchem der Akteure steckt „Stefan Fischer“ und gibt es auch zu den anderen Figuren reale Vorbilder?
Ondrej ist stark an mich und mein Gedankengut gelehnt – und auch an meine Wünsche, wie ich gerne wäre, bzw. was ich gerne gut könnte: Malen. Den Mut haben, einfach auszubrechen und in einem anderen Land zu leben …

Ansonsten klaubt man sich da eine Facette eines Bekannten zusammen, dort eine Eigenheit eines Freundes, usw und drückt damit seinen Figuren den Individuell-Stempel auf.


Du hast einige Dinge sehr gut aus der Sicht einer Frau beschrieben. Wie konntest Du Dich in die Situation von Alena hineindenken? Hast Du Freundinnen und Bekannte um Rat gefragt?
Nein. Ich bin im Leben etliche Male gescheitert. Auch in Sachen Liebe. (Nachdem meine Mutter gestorben war, war ich extrem liebesbedürftig und hab mich selbst dann in Frauen verliebt, wenn sie mich nur angelächelt haben.) Jedenfalls akzeptierte ich natürlich das Scheitern – wollte aber verstehen. Durch die Gespräche habe ich dann viel über die Psyche von Frauen erfahren habe, wie sie denken, fühlen, wonach sie sich sehnen.

Eine bildhübsche Frau wie Alena verliebt sich sicherlich nicht unbedingt in einen Mann, der ihr zu Füßen liegt – eben weil ihr viele zu Füßen liegen.


Wer hat Deinen Roman als erstes „probe gelesen“?
Eine Arbeitskollegin. Ihr zögerlicher Kommentar: Das musst du noch stark überarbeiten.

Als sie dann den fertigen Roman nochmalig gelesen hat, meinte sie, dass sie den Roman kaum wieder erkannt hat und sie nicht wüsste, was da noch zu verbessern wäre und sie ziemlich viele Tränen vergossen hat. :-)

Ich muss sagen, dass sich das nicht schlecht angefühlt hat. :-)


Nun möchte ich natürlich auch ein paar private Dinge von Dir erfahren! Ich habe mir Deine Fotos auf Deiner Webseite angeschaut und Du scheinst ein „knackiges Kerlchen“ zu sein. Darf die Frauenwelt hoffen, dass Du noch Single bist oder bist Du bereits vergeben?
Das knackige Kerlchen hat gerade in seinem Bett nachgesehen und in der Küche. Keine Frau. Und im Wohnzimmer findet sich auch keine. Und da er sich ziemlich sicher ist, dass außerhalb seiner vier Wände keine behauptet (außer vielleicht unter massiver Drohung), mit ihm zusammen zu sein, geht er davon aus, immer noch Single zu sein. *hust*


Von dem Erlös dieses einen Romans kannst Du sicherlich noch nicht leben. Wie verdienst Du hauptberuflich Deinen Lebensunterhalt?
Ich arbeite als Koch, bin aber nicht sonderlich ehrgeizig in diesem Beruf, auch wenn er Spaß macht. Meine Leidenschaft gehört dem Schreiben und ich setze alles daran, bald davon leben zu können. < /td>


Welcher ist Dein größter Traum, den Du Dir in Deinem Leben gerne erfüllen möchtest?
Im Kino zu sitzen, neben mir mein Mädchen, und es läuft ein Film, dem einer meiner Romane als Vorlage diente.


Wann können wir mit einem zweiten Buch von Dir rechnen?
Anfang nächsten Jahres.


Was ist weiterhin für Deine schriftstellerische Arbeit geplant?
Mindestens alle zwei Jahre ein Roman. Dabei möchte ich es schaffen, dass man die Bücher kauft, weil mein Name draufsteht, und nicht, weil ich in einem bestimmten Genre schreibe. Ich will mir nicht die Geschichten diktieren lassen. Vielmehr will ich die Geschichten schreiben, die ich schreiben möchte, die aus mir heraus drängen. Das war ein Entwicklungsroman mit ernsten Themen. Das ist momentan ein skurriler Fantasieroman. Das wird bestimmt mal ein Horrorbuch werden, später mal ein Krimi. Ich lasse mich da überraschen und nicht einengen.


Auf Deiner Internetseite habe ich gesehen, dass Du Dich auch "Quidam alias Dese" nennst. Was genau haben diese Pseudonyme zu bedeuten?
Als ich das Internet entdeckt habe, lernte ich eine junge Frau kennen, die meinte, Quidam würde gut zu mir passen, weil ich ‚ein gewisser Jemand’ bin, nicht wirklich einzuschätzen. Dese – das ist meiner Vermutung nach ein Kindergott. Mein Neffe nannte mich immer so, weil er komischerweise Stefan nicht aussprechen konnte. Auf meiner Homepage gibt’s dazu eine Geschichte. :-) Leicht zu finden, bei den Dese-Geschichten.


Lieber Stefan, ich fand das Interview sehr amüsant, musste einige Male schmunzeln und vor allem war es natürlich interessant, ein wenig bei Dir „hinter die Kulissen“ zu schauen! Ich wünsche Dir superviel Erfolg bei Deinen folgenden Romanen und werde bestimmt eine Leserin der nächsten Werke sein!

Und Mädels! Schnappt Euch den Kerl! Er ist echt sehr nett und charmant! ;-)


zurück