Kossi's Interview-Welt mit Anne Hertz
Interview mit Andreas Eschbach








Andreas Eschbach

Geboren am 15.9.1959 in Ulm. Verheiratet, ein Sohn.

Studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik, wechselte aber noch vor dem Abschluss in die EDV-Branche, arbeitete zunächst als Softwareentwickler und war von 1993 bis 1996 geschäftsführender Gesellschafter einer EDV - Beratungsfirma. Nach fast genau 25 Jahren in Stuttgart lebt er seit September 2003 mit seiner Frau in der Bretagne.

Andreas Eschbach schreibt seit seinem 12. Lebensjahr.
Seine bisher veröffentlichten Romane:

Die Haarteppichknüpfer (1995)
Solarstation (1996)
Das Jesusvideo (1998)
Kelwitts Stern (1999)
Quest (2001)
1 Billion Dollar (2001)
Das Marsprojekt (2001)
Perfect Copy (2002)
Der Letzte seiner Art (2003)
Die seltene Gabe (2004)
Der Nobelpreis (2005)
Die blauen Türme (2005)
Die Gläsernen Höhlen (2006)

Autorenhomepage:   www.andreaseschbach.de



Ihr bisher erfolgreichster Roman ist sicherlich "Das Jesusvideo". Wie entstand die Idee zu diesem phantastischen Thema?
Ich habe mich gefragt, was wohl wäre, wenn wir über Jesus nicht nur Geschichten hätten, sondern er im Fernsehen aufträte. Oder wenn es zumindest ein Video von ihm gäbe... Das hat mich fasziniert. Ich habe mich gefragt, wie so ein Video zu Stande kommen könnte - und daraus hat sich alles weitere entwickelt.


Nachdem das Buch so erfolgreich war, wurde es später auch verfilmt. Waren sie selbst mit der Verfilmung ihres Romans "Jesus Video" zufrieden?
Nicht so richtig. Ich hätte mir gewünscht, dass mehr von der Geschichte des Buches den Weg in den Film geschafft hätte - mehr als nur die ersten dreißig Sekunden...


Woran lag es, dass viele Leser, die ihr Buch bereits gelesen hatten, von der Produktion enttäuscht waren?
Nun, weil der Film dem Buch eben nicht gerecht wurde.


Wurden Sie über die Änderungen im Vorwege informiert oder wurde bei der Erteilung des Nutzungsrechts gleich vereinbart, dass die Geschichte total verändert werden darf? Gab es ein Mitspracherecht?
In der Regel hat ein Autor nie ein Mitspracherecht bei einer Verfilmung. Das ist allein Sache des Regisseurs und Produzenten.


Falls nicht: Können Sie dennoch mit der Verfilmung leben?
Ich versuche, es mannhaft zu ertragen.


Waren sie selbst bei den Dreharbeiten zu diesem Film dabei, um evtl. Einfluss zu nehmen auf bestimmte Umsetzungen zum Inhalt ihres Buches?
Nein, die Dreharbeiten fanden statt, ohne dass ich auch nur davon erfahren habe.


Am Anfang waren Ihre Werke dem Genre des Science-Fiction zuzuordnen. Ihre neueren Werke werden immer realistischer. Ein Sinneswandel oder Zufall?
Ich mache mir über Genres keine Gedanken. Ich versuche einfach, meinen Ideen die bestmögliche Form zu geben. In welches Regal das dann später gehört - das sollen andere entscheiden.

Abgesehen davon sehe ich keinen Widerspruch zwischen SF und Realismus. SF kann sehr wohl realistisch sein, und eine realistische Beschreibung unserer heutigen Welt hätte vor dreißig Jahren noch als "SF pur" gegolten.


Als Gastautor schrieben Sie 1998 und 2005 zwei Bände (es handelt sich um die Bände 1935 und 2295) der Perry-Rhodan-Serie. War es Ihnen ein großes Bedürfnis? Was waren Ihre Beweggründe?
Es war einfach ein großer Spaß, die Erfüllung eines Jugendtraumes. So, als würde Paul McCartney anrufen und mich fragen, ob ich auf seinem nächsten Album die Triangel spiele: Da würde ich natürlich auch sofort zusagen!


An welchem Projekt arbeiten Sie aktuell?
Im Augenblick schreibe ich am fünften und letzten Band des "Marsprojekts", das Ende nächsten Jahres erscheinen soll.


Wie kommen ihnen die Ideen zu Ihren Büchern?
Jederzeit und überall und ohne dass ich etwas dazu tun muss - sie kommen einfach.


Wieviel Zeit brauchen Sie von der Idee bis zur Umsetzung eines Buches? Schreiben Sie direkt los, wenn Ihnen eine Idee kommt, oder ist der Ablauf der Geschichte in Ihrem Kopf bereits "fertig" bevor Sie sich zum Schreiben hinsetzen?
Von dem Moment, in dem mir eine Idee kommt, und dem Moment, in dem ich den ersten Satz des darauf beruhenden Romans schreibe, vergehen viele Jahre - meistens so um die sechs Jahre, aber es waren auch schon mal fast dreißig: Die Idee zur "Billion Dollar" kam mir schon mit vierzehn! Und wenn ich anfange, kenne ich den groben Verlauf der ganzen Geschichte sowie die nächsten Szenen und Kapitel im Detail.


Welches Buch hat Ihnen beim Schreiben die meiste Freude bereitet?
Das ist schwer zu sagen. Es gibt bei jedem Buch Passagen, die schwer fallen, und andere, die zu schreiben große Freude ist.


Warum sind Sie nach Frankreich ausgewandert?
Ich sehe das gar nicht so, dass ich "ausgewandert" bin. Ich habe nur meinen Wohnsitz innerhalb der Europäischen Union gewechselt, wie es jedermanns Recht ist. Auswandern, dazu muss man schon weiter weg - in die USA mindestens.


Gibt es Momente, wo Sie Deutschland vermissen?
Am meisten vermisse ich deutschsprachige Bibliotheken und Buchhandlungen.


Hatten Sie immer schon den Wunsch Schriftsteller zu werden?
Ja.


Sind weitere Verfilmungen Ihrer Bücher geplant? Wenn ja, wie groß wird Ihr Mitspracherecht sein?
Es sind weitere Verfilmungen im Gespräch, und auch da werde ich wieder kein Wort mitreden. Film ist sowieso nicht so mein Ding; ich hoffe einfach, dass das nächste Buch in bessere Hände kommt.


Auf Ihrer Webseite geben Sie jungen Autoren (oder denen, die es noch werden möchten) Tipps, was sie beim Schreiben beachten sollen. Gibt es Leser, die inzwischen mit Hilfe Ihrer Tipps ein Buch erfolgreich veröffentlichen konnten?
Ich erfahre davon natürlich nicht unbedingt. Aber einige haben mir schon geschrieben, dass sie meine Tipps hilfreich fanden. Wobei ich sagen muss, dass jede Veröffentlichung und jeder Roman natürlich in erster Linie das Verdienst des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin sind; irgendwelche Tipps sind da nur am Rande von Bedeutung, wenn überhaupt.


Lassen Sie uns ein wenig "hinter die Kulissen" schauen? Wie sieht ein ganz normaler "Andreas-Eschbach-Tag" aus?
Ein ganz normaler Tag sieht so aus, dass ich nach einem schönen Frühstück mit meiner Frau um 8 Uhr 30 am Schreibtisch sitze und bis zum Mittagessen schreibe. Der Nachmittags gehört Arbeiten in Haus oder Garten, der Korrespondenz oder dergleichen, und abends wird gelesen. Falls mich jemand mit versteckter Kamera beobachten sollte, ist er bestimmt längst an Langeweile gestorben...


Welchen Hobbies gehen Sie regelmäßig nach?
Schriftsteller brauchen keine Hobbies.


Wenn es die berühmte gute Fee tatsächlich geben würde und Sie nur einen einzigen Wunsch frei hätten, wie würde dieser dann aussehen?
Ich würde mir wünschen, dass die Dummheit abgeschafft wird.


Die Fragen wurden zusammen mit den Lesern von Kossis Welt ausgearbeitet. Wir bedanken uns sehr, dass Sie uns die Möglichkeit gegeben haben, einen kleinen Einblick in Ihr Autorenleben zu erhalten. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg beim Schreiben und vor allem: Immer genug Spaß an der Sache selbst!!
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